Wir bitten zum Qinterview: Ann-Merit Blum

QinterviewAnn-Merit stellt sich auf ihrer Autorenseite bei Qindie selbst folgendermaßen vor:

Ann-Merit Blum ist ein Pseudonym der Autorin Gundel Limberg. Unter diesem Namen schreibt sie Fantasy-Romane, die zwischen 1840 und 1945 angesiedelt sind. Sie verbindet historische Authentizität in der Schilderung der alltäglichen Lebenswelt mit phantastischen Plots. Jede Buchserie hat ein besonderes Thema, um das sich die Handlung rankt, seien es Uhren oder die Kunst der Schokoladenherstellung.

Ann-Merit Blum: Meleons magische Schokoladen

 

Liebe Ann-Merit/Gundel,

nun ist es soweit, dein erstes Qinterview steht dir bevor. Wir freuen uns auf deine kreativen und spannenden Antworten. Lass’ dir ruhig etwas einfallen, um die Leser zu unterhalten. Vielleicht magst du z.B. die Fragen im Stile deiner Geschichten, Romane oder Gedichte beantworten? Und hier sind die Fragen:

 

Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?  

Ich bin viele – zurzeit 3 Autorenpersönlichkeiten:  Ich habe unter meinem eigentlichen Namen 2008 in einem kleinen Verlag ein phantastisches Buch herausgebracht, dann, als Ann-Merit Blum selbst mehrere Romantasy veröffentlicht, zuletzt „Meleons magische Schokoladen“.  Und als Beatrice Cecily Bolt schreibe ich Science Fiction und Fantasy. Die Dreiteilung ist der Tatsache geschuldet, dass es Verlage nicht mögen, wenn man unter ein und demselben Namen militärisch angehauchte SF und flockig leichte Romantasy anbieten möchte. Leser finden das auch eher verwirrend. In puncto Self-Publishing mache ich Fantasy und Science Fiction und zwar ausschließlich über amazon.  Da war es fast zwingend, sich einer Autorengruppe wie Qindie anzuschließen, wo man die Hilfe eines Netzwerkes hat – wie formatiert man das? Wer kennt einen Graphiker, der solche Cover machen kann? Wer hat die Stimme eines Helden für einen Buchtrailer? (Ja, ich habe eine Heldenstimme gefunden 🙂 )


Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?

Nicht all meine Bücher veröffentliche ich selbst – ich bin zurzeit bei meinem zweiten Verlag: Bookshouse – und nutze gerne beide Zugänge. Ich habe mit dem Selbstveröffentlichen allerdings angefangen, um sozusagen die Zehe ins Wasser zu halten und zu sehen, wie kalt es ist J Damals gab es kein kdp von amazon und ich habe mit BOD veröffentlicht, was damals eher noch als heute ein no-go war. Ich möchte die Erfahrung nicht missen, aber auch nicht wiederholen. Mit  Amazon habe ich heute die Möglichkeit, meinen Lesern ein Buch schnell zugänglich zu machen. Ich kann es jederzeit optimieren – vom Cover bis zur Nachkorrektur, falls ein Fehler übersehen wurde.  Die Leser können also erstmals mit ihrem Feedback direkt einwirken. Wenn ich die Verlagsschiene gehe, reiche ich ein Buch 2013 ein und wenn ich Glück habe, erscheint es Ende 2014. Als Self-Publisher kann ich es sehr viel rascher verfügbar machen. Und ich kann die Verkäufe direkt überwachen, darauf reagieren und so auch schneller mein „Portfolio“ an die Leserwünsche anpassen.


Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?

Für alles direkt verantwortlich zu sein, stresst. Aber es ist auch Freiheit pur. Was man selbst nicht kann, muss man in Auftrag geben (außer man findet eine oder einen der immer hilfsbereiten Qindies, die manches im Handumdrehen für einen erledigen – das nenne ich Autoren-Networking). Man kann ganz allein bestimmen, wie das Cover aussieht – aber manchmal ist man da blauäugig und dann zahlt man die Zeche für eine falsche Wahl. Hat man falsch formatiert, erhält der Leser ein unlesbares Ebook – Katastrophe! Man sollte aber auch nicht verheimlichen, dass selbst veröffentlichen heißt: mehr verdienen. Nicht vielen Lesern ist klar, dass die meisten Verlagsautoren ihre 5%-10% vom Ladennettopreis erhalten. Jeder Selfpublisher erhält ein Vielfaches und das direkt. Hier muss jeder Autor für sich abwägen, was ein Verlag jeweils leisten kann und wird.


Was findest du beim Self-Publishing problematisch?

Technisches. Da bin ich vollkommen unfähig. Ich muss mir immer Hilfe holen. Und natürlich muss man auch werbemäßig erst mal selbst rudern, so gut man kann. Learning by doing kann weh tun.


Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?

Ich bin sicher, dass die Systeme wie kdp immer bedienerfeundlicher werden. Und eins sollte sich jeder klarmachen, der selbst veröffentlicht: wenn man nicht bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen, muss man schon sehr vielseitig befähigt sein, wenn man ein vernünftiges Buch herausbringen will. Umsonst in der Tod – in dem Fall: man wird nicht gelesen.


Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)

Vor allem, weil es Spaß macht, Cover und Inhalt vollkommen selbst bestimmen zu können. Weil ich die Bücher schneller als in ein bis drei Jahren beim Leser haben möchte. Weil ich glaube und erfahren habe, dass Agenten und Verlage sich immer häufiger auf scheinbar bewährte Konzepte stützen und frische, originelle Bücher so immer seltener entstehen können. Da bei Verlagen alles lange dauert und Veröffentlichungen über sehr lange Hand geplant werden, laufen viele Verlagsprogramme dem Trend zunehmend hinterher. Die Leser verdienen es, ihre Bücher relativ frisch auf den Tisch zu bekommen und vielseitig unterhalten zu werden.


Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?

Zu meinen Testlesern gehört, neben meiner Familie, eine kleine aber feine „Stammmannschaft der ersten Stunde“: Freunde, die meine Bücher gelesen haben, als noch nichts davon irgendwo zu kaufen war. Sie haben mich ermutigt und bestärkt und tun das noch heute, ohne deswegen in Lobhudelei zu verfallen. Wenn sie sagen: „Das versteht man nicht“, nun, dann muss es geändert werden. Ihr Feedback ist mir extrem wertvoll und daher sind einigen von ihnen meine Bücher auch offiziell gewidmet.


Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)

Fan-Treffen hört sich an, als sei ich Eschbach oder so. 😉 Aber ich habe viele Leserkontakte über Facebook und da bekomme ich schon viele wertvolle Hinweise. Eine Leserin hat gewonnen, eine Plotidee für „Meleon II“ einzubringen. Das macht Spaß – auch mir.


Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)

Glücklicherweise tun und sagen sie ständig Dinge, auf die ich nie gekommen wäre. Ich habe immer sehr vielschichtige und selbstbewusste Figuren, die wissen, was sie wollen und können. Sie überraschen mich immer wieder und so soll es sein – wenn ich mich beim Schreiben langweilen würde, was käme da wohl für die Leser heraus?


Wie hat sich dein Alltag durch das Schreiben verändert?

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil ich mich kaum mehr an die Zeit erinnere, in der ich nicht geschrieben habe – die liegt inzwischen fast 30 Jahre zurück.


Was machst du, wenn du nicht schreibst?

Mich in sozialen Netzwerken herumtreiben und in Autorenforen wie dem Doppelpunkt, außerdem die Stadt erkunden, in der ich lebe, und in Cafés herumsitzen, wie es sich für eine Schriftstellerin gehört, und … natürlich: lesen.


Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?

Durchs Lesen auf jeden Fall. Bei so viel Input läuft der Becher mal über und man erhält Output. J Ich war vom 1. Schuljahr an eine zwanghafte Leserin und habe viel „große“ Literatur gelesen, weil ich nur 5 Kinderbücher hatte (außer natürlich Kästner, da hatten wir eine Gesamtausgabe). Da kam Karl May ebenso dran, wie Fallada. Dann hatte der Haushalt einen hohen Durchlauf an Krimis. Also las ich Krimis. Erst als ich vierzehn war, kaufte mir meine Mutter heimlich einen Band „Nesthäkchen“ – mein ersten Buch mit Puppen und Schleifchen – undenkbar solch ein Kitsch bei uns zu Hause.  Danach fing die Zeit der Science Fiction an und so waren meine ersten Schreibversuche SF und Krimi.


Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?

Ich mag alles am Schreiben, außer, wenn es tatsächlich passieren soll – da spiele ich dann erst mal eine Runde Criminal Case – ein Phänomen, das auch andere Autoren kennen


Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?

Meine verbliebene Familie ist sehr unterstützend.


Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)

Ich lese gerne klassische Krimis und Bücher, die aus dem Rahmen fallen. Zu den Klassikern wie Asimov, Lem oder Christie, Sayers oder John Dickson Carr kehre ich immer wieder zurück. Fantasy lese ich eher wenig, denn ich messe alles an Tolkien, aber Potter hat mich wirklich überzeugt.


Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)

Ich kann mich insofern nicht spalten – ein Buch muss für mich inzwischen schon wirklich überdurchschnittlich gut geschrieben sein, damit ich es nicht in einer Art Lektoratsmodus lese. Als Leser möchte man ja hineingezogen werden und vergessen, dass man liest – das gelingt nicht mehr so oft, dass ein Buch mich mit- und fortreißen kann.


Welches Buch hättest du gerne selber geschrieben?

Felix Krull und Jurassic Park.


Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?

Ach, ärgern sollte man sich da nie, denn Leser sagen ja, was sie fühlen und erleben, wenn sie lesen, und das sollte man immer so gelten lassen, wie es ist. Ich habe nur eine Rezension, in der beklagt wird, dass in meinem Fantasy die Tiere reden (was nur auf eines zutrifft) und da wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Aber gefreut habe ich mich oft: am meisten darüber, wenn gesagt wird: „Ich konnte es kaum weglegen, es war so spannend.“


Was wird dein nächstes Projekt?

Da ich ja nicht nur eine Autorin bin 😉 arbeite ich immer parallel an mehreren Projekten. Jetzt aktuell kommt „Drachenmord“ heraus, ein Fantasy mit Tempo und Humor – da laufen gerade die Korrekturen. Dann schreibe ich an „Meleon II“ und überarbeite „Intrigenküche II“ und einen Thriller, der 2014 beim Verlag herauskommt.


Wo findet man dich im Internet?

www.romanluzid.de

Ich freue mich auf Besuch und Kommentare zu meinen Büchern – dazu gibt es dort ein Kontaktformular.

und natürlich bei Qindie 😉 (Anmerkung der Redaktion)