Mit Katharina Gerlach haben wir schon mal ein Qinterview geführt. Deshalb haben wir uns dieses Mal etwas kürzer gefasst und nur halb so viele Fragen gestellt. Und da sind wir auch schon beim Thema. Denn für die Spannung von Geschichten ist es oft sinnvoll, sich kurz zu fassen.
Der Buchmarkt hat sich in den letzten Jahren verändert. Und selbst, wenn sich das Rad nicht neu erfinden lässt, wenn es letztlich darauf ankommt, Geschichten zu erzählen, die fesseln, so bieten die technischen Entwicklungen auch Möglichkeiten, Geschichten anders zu erzählen, den Leser noch mehr mit einzubeziehen oder ihn gar bestimmen zu lassen, wohin die Reise mit dem Buch geht. Auch Krimis zum Mitraten gab es schon in meiner Kindheit. Aber seht selbst, was sich heute daraus machen lässt.
1. Wir hatten ja schon mal das Vergnügen. Was gibt es Neues?
Seit meinem letzten Qinterview habe ich mehrere neue Märchen veröffentlicht und fleißig an meiner neuesten Kreation gearbeitet. Es hat beinahe fünf Jahre gedauert von der Idee zum veröffentlichungsreifen Buch, aber jetzt ist es soweit. Jagd auf den Grimm(sch)en Schnitter ist Anfang Februar auf allen großen Plattformen erhältlich.
2. Worum geht es in deinem neuen Buch?
Die gute Fee des Königreichs der Märchen wurde ermordet. Ihr Tod könnte das Ende dieser Welt bedeuten, wenn er nicht aufgeklärt wird. Leider hat Sherlock Holmes aus dem Krimi Reich keine Zeit, daher muss der/die LeserIn einspringen, dem/der aber wenigstens Watson zur Seite steht.
3. Was ist das Besondere an diesem Buch?
Das Buch ist nicht linear geschrieben, d.h. am Ende einer Szene können die Leser entscheiden, wie ihre Geschichte weitergehen soll. Insgesamt gibt es über zwanzig verschiedene Enden.
Es war mir wichtig, die Geschichte nicht in der für ähnliche Bücher üblichen du-Form zu schreiben (ich finde es extrem blöd, als Leser angesprochen zu werden). Außerdem ergibt sich hier tatsächlich eine zusammenhängende Geschichte, keine Ansammlung unabhängiger Erlebnisse. Ich hoffe dadurch die Fans der „1000 Gefahren/Abenteuer/etc.“ genauso anzusprechen, wie die Fans von Märchenadaptionen und Fantasy Krimis.
4. Das liest sich interessant. Wäre das Konzept ohne die technischen Möglichkeiten eines eBooks so auch möglich?
Es geht schon, ist aber wesentlich umständlicher zu lesen, da man im gedruckten Buch wie wild hin und her blättern muss. Beim eBook ergibt sich ein Lesegefühl, das sich durch das anklicken der Links kaum vom Lesen eines traditionellen eBooks unterscheidet.
5. Hast du es mit dem Manuskript bei einem Verlag versucht?
Nein. Diese Art Geschichte wird man auf traditionellen Wegen nicht los. Die großen Verlage schätzen keine Experimente. Außerdem liebe ich meine Unabhängigkeit.
6. Hat sich seit unserem letzten Interview beim Self-Publishing etwas getan?
Ach, das ist schwer zu messen. Nach wie vor ist Marketing mein großes Hindernis, aber ich habe so langsam das Gefühl, dass ich ein wenig besser werde. Ich muss jetzt nur die erlernten Strategien noch konsequenter umsetzen.
7. Was ist besser, was schlechter geworden?
Viele Tricks, die man z.B. bei Amazon anwenden durfte, um ein Buch sichtbarer zu machen, klappen nicht mehr. Es ist auch schwerer geworden, Rezensenten zu finden. Besser ist, dass die anderen Plattformen (tolino, Kobo etc.) endlich das Potential der Indies erkannt haben, und uns recht intensiv unterstützen.
8. Hast du den Eindruck, das Selfpublishing ist schon voll im Buchhandel und im Buchstablishment angekommen?
Im Prinzip ja, aber … Der online Buchhandel hat Indies meiner Meinung nach akzeptiert. Natürlich werden wir von den traditionellen Verlagen immer noch belächelt, aber es ist doch auch klar geworden, dass es sehr gute Geschichtenerzähler unter den Indies gibt. Schwieriger ist es, die kleinen Buchhändler davon zu überzeugen, unsere gedruckten Bücher auszustellen. Wir können präsentativ interessante Plätze nicht bezahlen, wie große Verlage, und sind oft zu unbekannt, dass sich ein Buchhändler die Mühe macht. Lokal kann es klappen, wenn man sich als AutorIn dahinterklemmt mit dem Buchhandel zu reden, aber einfach ist es nicht. Ich denke gerade in dem Bereich ist noch viel Luft nach oben.
9. Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?
Ich habe derzeit nur einen einzigen Testleser, einen amerikanischen Geschichtsprofessor, der meine auf Englisch geschriebenen Originalmanuskripte liest. Er ist a) pingelig und entdeckte jede Ungenauigkeit und b) schnell (nicht jeder kann mit meinem Schreibtempo mithalten). Bei Bedarf frage ich in einem Forum, in dem ich aktiv bin nach weiteren Testlesern. Außerdem habe ich zwei Leser, die meine deutschen Fassungen unter die Lupe nehmen, damit sich möglichst wenig Rechtschreibungs- und Grammatikfehler sowie schiefe Bilder einschleichen.
10. Du bist inzwischen Oma geworden, bleibt da für das Schreiben genügend Zeit?
Es ist zwar schwieriger geworden, genügend Zeit für alles zu finden, aber ich bekomme es schon hin. Natürlich wird sich einiges verzögern, da ich besonders für die zeitintensiven Arbeiten (Titelbild und Klappentext) länger brauchen werde, aber ohne schreiben kann ich nicht. Ich bleibe fleißig. Versprochen!
11. Was wird dein nächstes Projekt?
Die nächste Veröffentlichung wird der erste Band einer Serie über Dragon-Shifter (Menschen, die sich in Drachen verwandeln können) an einer amerikanischen High-School. Es war nicht ganz einfach, das Leben dort einzufangen, aber mit Hilfe meines Testlesers ist es ganz gut geworden. Ein Freund meiner Tochter hat die Geschichte bereits gelesen und ist seither ein großer Fan. Ich werde das Buch auf der Leipziger Buchmesse vorstellen.
Schreiben tue ich derzeit am zweiten Band der „Schottlands Wächter“ Trilogie und an vier neuen Märchenadaptionen. Beides macht mir viel Spaß.
12. Wo findet man dich im Internet?
Meine Homepage ist hier: https://de.katharinagerlach.com
Ich bin aber auch bei Facebook zu finden: https://www.facebook.com/KatharinaGerlach.Autorin und sammle Biulder auf Pinterest https://www.pinterest.com/catgerlach/ Natürlich belibt gerade für die Sozialen Medien wenig Zeit, seit mein Enkel geboren wurde. Ich versuche aber trotzdem, niemanden zu vergessen, der mich kontaktiert.
Vielen Dank für dieses Qinterview, Katharina