von Regina Mengel
Dieser Tage schwirren sie wieder durchs Internet, die Lippenbekenntnisse zum Thema Fremdenhass.
Klar, es ist gut und wichtig, Stellung zu beziehen, den Mund aufzumachen und all die Kommentare, egal, ob sie ein klein bisschen oder offensichtlich fremdenfeindlich sind, nicht einfach zu ignorieren.
Doch nun kommt das berühmte ABER!
Schreiben ist Silber – Handeln ist Gold
Ein Post allein – ein DAGEGEN – hat noch nicht viel Wirkung. Aber es gibt ein gutes Gefühl. Eines, von dem auch ich mich nicht freisprechen will. Dennoch: Kaufen wir uns auf diese Weise frei, wenn wir im Netz Stellung beziehen? Fehlt da nicht noch die Handlungsebene? Was allein bedeutet das gesprochene, geschriebene Wort für diejenigen, die von diesen Anfeindungen betroffen sind? Ja, es stärkt ihnen den Rücken, das mag eine indirekte Unterstützung sein. Aber sind wir doch mal ehrlich. Brauchen diese Menschen nicht mehr noch unsere aktive Unterstützung?
Ich würde natürlich niemals behaupten, dass jeder, der nun zum Beispiel den Kommentar von Anja Reschke aus den Tagesthemen teilt, nicht auch zusätzlich loszieht und aktive Hilfe leistet. Besser stellt sich die Frage umgekehrt. Wie viele von uns, die dieses Video geteilt haben, leisten aktive Hilfe?
Dabei wäre das doch so einfach. Spendet! Ich spreche hier nicht von Geld- oder Sachspenden, ich spreche von Zeit. Was ich meine, betrifft gerade uns Büchermenschen, egal ob LeserInnen oder AutorInnen, VerlegerInnen, LektorInnen, usw., usw.
Wir alle lieben etwas, das diese Menschen dringen benötigen. Sprache! Sprache ist m.E. der erste Schritt zur Integration. Wie soll man sich in ein Land einfügen, in einem Land zurechtkommen und sich dort wohlfühlen, wenn man die Sprache nicht beherrscht?
Was also können wir tun? Wie gesagt, spenden wir Zeit.
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Nehmt die Bilderbücher eurer Kinder und geht ein/zwei Stunden in der Woche ins nächstliegende Flüchtlingsheim und ‚lest’ mit den Kindern. Ihr müsst kein Lehrer sein, um in Kontakt zu kommen und Sprache lernt man – vor allem die Kinder – in dem man sie spricht.
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Oder ‚adoptiert’ eine Familie, der ihr einmal die Woche ein bisschen Deutsch-Nachhilfe gebt. Auch hier gilt, ihr müsst kein Lehrer sein, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Zuerst ist es schwerfällig, aber von Mal zu Mal wird es leichter und für diese Menschen hat so eine ‚Freundschaft’ einen ganz anderen Stellenwert. Es geht nicht nur um die Sprache, es geht auch darum, in Kontakt zu kommen, einen Ansprechpartner außerhalb der Behörden zu haben.
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Besonders für die unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge könnt ihr allerhand tun. Denn für sie, die ohne Eltern und Verwandte hierher gekommen sind, die teilweise abenteuerliche Geschichten durchgemacht haben, um den Weg zu uns zu finden, ist es enorm wichtig, wenigstens einen Menschen zu haben, zu dem sie Vertrauen fassen können.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gering der Aufwand ist, der von mir erwartet wird, aber wie groß die Wirkung, die sich daraus ergibt. Ich habe schon vor einigen Jahren einigen minderjährigen Jungen, die unbegleitet nach Deutschland gekommen sind, Nachhilfe gegeben. Diese Jungen hatten es vergleichsweise gut erwischt. Sie wurden durch eine Einrichtung betreut, in der sie in 2-er WGs kleine Wohnungen bewohnten. Aber ich habe auch erlebt, was diese Jungen, neben dem Erlernen der deutschen Sprache, beschäftigt hat. Erst einmal mussten sie unser Land verstehen lernen. Mit jeder Woche, in der wir zusammen geübt haben, wuchsen ihre Deutschkenntnisse und je mehr sie sich ausdrücken konnten, desto mehr Fragen stellten sich. Das fing beim Einkaufen an, ging über solche Themen wie Umgang mit Erwachsenen, natürlich ging es auch um Mädchen, die Jungen waren ja alle in der Pubertät, aber auch solche Themen wie die tägliche Begegnung mit Fremdenhass auf unseren Straßen.
So, genug gelabert.
Ich gebe hiermit die Devise aus:
Spendet Sprache! Buchmenschen für Flüchtlinge.
Seid ihr dabei?
Hervorragender Aufruf!
Das wuerde vielen Fluechtlingen helfen.
Ich stelle gerade ein Liste von Buechern zusammen, die man fuer den Unterricht bei Fluechtlingen oder deren Selbstudium benutzen kann, sowie von Woerterbuechern der verschiedensten gaengigen Sprachen der Fluechtlinge. Dies gibt denen die keinen Unterricht erteilen koenen die Moeglichkeit zu einer konkreten Sachspende sowie den Fluechtlingen eine rasche Uebersicht welche Buecher auf dem Markt sind. Kennt jemand schon solche Aufstellungen bzw. kann mit Sachwissen dazu beitragen?