von Divina Michaelis
Wie sehr es manche Geschichten schaffen, einen Menschen in sich einzusaugen und mitzureißen, sehe ich immer wieder an mir. Es gibt Bücher, die ich ohne weiteres mehrmals lesen kann, ohne dass sie mich irgendwann langweilen – und das sogar trotz der Tatsache, dass ich die Handlung mittlerweile kenne.
Es ist nicht so, dass mich andere Geschichten mich nicht bezaubern können, dennoch – irgendetwas gibt es, das mich diese bestimmten Bücher immer wieder lesen lässt.
So geht es mir zum Beispiel mit den Nebeln von Avalon (von Marion Zimmer Bradley), einem Buch, das mich mit seiner Mystik mehr als nur verzaubert hat. Es hat mich sogar so sehr beeinflusst, dass ich eine meiner bisher fest geglaubten Einstellungen noch einmal überdacht habe und im Nachhinein revidieren musste. Dieses Buch und die Folgebücher habe ich mittlerweile fünfmal gelesen und es wird sicherlich noch ein sechstes Mal geben.
Eine weitere Geschichte, die mich ebenso anzieht, ist die Outlander-Geschichte von Diana Gabaldon. Die Buchreihe habe ich ebenfalls mehrmals gelesen und, was ich besonders faszinierend finde, die Reihe im TV gesehen und mich daran genau wie an den Büchern erfreut. Das ist besonders selten, denn oft kommen die Filme nicht an die Bücher heran.
Was ist es nun, das diese Romane von so vielen anderen abhebt? Im Grunde sind es trotz aller Fantasie glaubhafte Geschichten, die sich um Treue, Freundschaft, Loyalität, Stolz und Verrat drehen, und logische Handlungen beinhalten, die die Glaubhaftigkeit der Protagonisten fördern. Die gesellschaftlichen Aspekte sind von sehr großer Bedeutung für diese Geschichten. In „Nebel von Avalon“ ist es der Wandel des Glaubens und die damit einhergehenden Konflikte, in der Outlander Saga sind es ebenso Traditionen wie auch eine aufgezwungene Obrigkeit, die den Protagonisten immer wieder Knüppel zwischen die Beine schmeißen.
Die Personen verstricken sich durch äußere, von ihnen kaum beeinflussbare Umstände in immer größere Probleme, sodass es irgendwann unmöglich scheint, dass sie da einigermaßen heil wieder herauskommen. Die inneren Konflikte nehmen viel Platz ein und helfen, dass sich der Leser gut in sie hineinversetzen kann – zumindest mir geht es so. Und vor allem entwickeln sich die Protagonisten innerhalb ihrer Rolle. Niemand ist am Ende mehr der, der er war, sondern die Summe seiner Erfahrungen. Das ist für mich besonders wichtig.
Das Problem an der Sache ist nun: Ich schreibe selber Geschichten und Romane, wenn auch in einem anderen Genre. Mein Bestreben ist, genau solche Geschichten zu schreiben, welche die die Leser so sehr von sich vereinnahmen, dass sie mehrmals gelesen und immer noch für gut befunden werden. Dass sich das natürlich nur auf den von mir gewählten Leserkreis beziehen kann, ist mir klar, denn nicht jeder kann mit dem Genre Erotik viel anfangen. Aber es ist ein Ansporn.
Gesellschaftliche Ansichten, ein entsprechender Umgang mit Moral und die Verwerfung derselben sind dabei ebenso Teil meiner Romane wie auch eine umfassende Handlung meiner Protagonisten mit dem, was ihre eigene Umwelt gerade so hergibt. Konfliktpotenzial gibt es auch hier, und selbst Intrigen sind nicht ausgeschlossen. Meine Figuren sollen sich in einer für den Leser nachvollziehbaren und glaubhaften Art und Weise entwickeln.
Ich erwarte nicht, dass sich durch meine Bücher das Weltbild der Lesers ändert, aber eventuell kann der eine oder andere hinterher mehr Verständnis für Verhaltensweisen aufbringen, die er vorher kategorisch nicht nur für sich, sondern auch für andere abgelehnt hat.
Ob es mir gelingt oder nicht, das muss am Ende der Leser entscheiden. Mein Anspruch an meine eigenen Bücher ist hoch, wobei die Gefahr zu versagen, im Hinblick auf dieses Ziel, relativ groß ist. Eines ist dennoch gewiss: Zumindest mir gefallen meine Bücher so gut, dass ich sie immer wieder lesen kann.
Aber selbst wenn man die gesellschaftlichen und moralischen Aspekte meiner Geschichten außer Acht lässt, sind meine Romane für die meisten meiner Leser wenigstens das, was Bücher allgemein sein sollten: unterhaltsam. Und vielleicht, nur vielleicht, auch ein wenig mehr 😉