Von Vietnam, Göttern und Buchhaltung: Wir bitten Patricia Jankowski zum Qinterview

Qinterview 3Patricia Jankwski ist die erste Autorin, die wir eigenmächtig zum Qinterview bestimmt haben. Zu ihrem Universum gehören neben der Familie viele Geschichten und Bücher.
Ein schöner Lebensinhalt, wie wir finden.

1.    Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?
Ich bin Patricia Jankowski, aber das war ja nicht die eigentliche Frage, denn das ist schließlich „nur“ mein Name. Ich bin eine Bücherverschlingerin, die bereits mit vier Jahren zu lesen begonnen hat  – aufgehört habe ich bisher noch nicht.
Weiterhin bin ich im Brotjob Buchhalterin und betreue die Firma meines Mannes. Er und unsere beiden Söhne sind mein Lebensmittelpunkt.
Was Self-Publishing angeht, bin ich ein ganz kleines Licht. Ich mache rund um meine Texte sehr viel selbst, also auch den Satz und die Formatierung von ebook und Print. Für die Covergestaltung suche ich mir dann professionelle Hilfe, weil ich da vollkommen aufgeschmissen bin.
Mit Werbung und Marketing tue ich mich noch recht schwer. Aber ich hatte schon einmal eine Werbung bei xtme.de laufen und werde im März 2015 gemeinsam mit anderen Autoren den Qindie-Stand auf der Buchmesse in Leipzig betreuen. Da werde ich wohl ein wenig mehr Kontakt mit der Öffentlichkeit bekommen.

2.    Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?
Hmmm, da ist eine gute Frage. Vielleicht hatte ich einfach keine Lust, Klinken putzen zu gehen? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich keinem eindeutigen Genre zuzuordnen bin. Ich schreibe die Geschichten, die zu mir kommen. Das kann Romantik sein, ebenso wie historische Themen wie zum Beispiel der Vietnamkrieg oder die Erstbesiedlung Australiens mit Strafgefangenen. Ich schreibe aber auch gerne über mystische Wesen wie Engel, Dämonen und Gottheiten. Dabei habe ich selbst für eine einzelne Geschichte Schwierigkeiten, ein Genre festzulegen.
Dazu kommen schlechte Erfahrungen mit einer Verlagsveröffentlichung. Damals ging eigentlich alles schief, was nur schiefgehen konnte. Ohne die Unterstützung meines Mannes hätte ich wahrscheinlich hingeschmissen und nie wieder etwas veröffentlicht.

3.    Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?
Durchweg gut.
Nach meinem schlechten Start als Autorin hatte ich eine Weile Angst, mein Name könnte „verbrannt“ sein, denn es hatte hässliche Gerüchte gegeben. Aber das ist nicht so. Ich habe seitdem mehrere Leserunden veranstaltet, bei denen ich viel positive Resonanz bekommen habe, und auch sonst gefällt mir diese freie Art der Veröffentlichung sehr gut.

4.    Was findest du beim Self-Publishing problematisch?
Gesehen zu werden. Der stationäre Buchhandel nimmt uns gar nicht wahr, aber das wird sich vielleicht in absehbarer Zeit ändern.
Dann ist es gerade für mich problematisch, Marketing zu betreiben. Ich bin niemand, der sich gut selbst verkaufen kann. Ich kann nicht einmal so ohne weiteres Lesungen organisieren, da ich seit Kindertagen an einem Sprachfehler leide. Für Leipzig konnte ich meine Autorenkollegin Regina Mengel gewinnen, die dort eine Lesung für mich halten wird. Das freut mich sehr!
Ich denke aber, dass auch Verlage heute kaum mehr ernsthafte Werbung für deutsche Neuautoren machen (können). Von daher kann ich mit diesem Marketingdefizit recht gut leben.

5.    Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?
Netzwerken!
Was ich hier über Qindie gefunden und erlebt habe, zeigt neue Wege auf. Dann ist zurzeit ein Berufsverband für Selfpublisher im Gespräch, was uns sicherlich voranbringen wird.

6.    Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)
Ich sehe das nicht als Härte, sondern als außerordentliche Gelegenheit an. Ich habe alles in meiner Hand, vom Titel über das Cover bis hin zum Preis und dem Genre, in das mein Buch schlussendlich einsortiert wird. Ich kann viel einfacher Nischengeschichten an den Leser bringen und einfach mal Experimente machen, was überhaupt alles möglich ist.

7.    Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?
Meine Test- und Korrekturleser sind ein paar lieb gewonnene Menschen, die aus dem Forum der Buchstabeninsel stammen. Dort haben wir uns vor einigen langen Jahren kennengelernt und nach einer zuerst virtuellen Zuflucht wurden einige Menschen dort auch im realen Leben zu guten Freunden.
Sie bekommen meine Texte zuerst, weil sie zum einen gut im Fehlersuchen sind (hier einen dicken Dank vor allem an Claudia Sohler!), und zum anderen, weil sie mir auch ungeschönt sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Nur so kann ich meine Texte voranbringen.

8.    Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)
Nein, denn bisher bin ich ein zu kleines Licht, um Fans zu haben. Ich hoffe, das kann ich auf der Buchmesse ändern und dort ein paar Leser persönlich treffen.
Es freute mich schon sehr, Leser aus meinen Leserunden irgendwann in meinem Facebook-Profil zu finden.

9.    Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)
Patricia Jankowski: Seelenchronik (Gesamtausgabe)Ja, ständig! Sonst wären sie nicht meine Figuren.
Ich bin ein absoluter Bauchschreiber. Ich plane nicht, ich plotte nicht, ich lege keine Karteikarten für meine Charaktere an.
Nein, so ganz stimmt das nicht. Ich habe stets ein Notizbuch zu meinem aktuellen Projekt, wo Hintergrundinfos hineinkommen. Aber die entwickeln sich beim Schreiben.
Gerade erst habe ich durch Irrungen und Wirrungen und Hintertürchen eine Geschichte zu Ende erzählt bekommen, die seit 2007 angefangen war. Ich hatte den aktuellen Roman „Der Fluch der Kelten“ als eine Geschichte über Famke Garrels aus der „Seelenchronik“ angelegt. Statt dessen hat die Figur aus dem alten Buch von 2007 die Regie übernommen und es so geschafft, diese alte Geschichte endlich zu einem Ende zu führen. Herrlich! Ein tolles Gefühl!

10.    Wie hat sich dein Alltag durch das Schreiben verändert?
Schwer zu sagen, denn ich schreibe schon so lange, dass es zu meinem Alltag gehört. Eine bessere Frage wäre, wie sich das Schreiben durch meinen Alltag verändert hat.
Ehe ich Mutter wurde hatte ich viel mehr Zeit für das Schreiben aufwenden können. Seit die Kinder keinen Mittagsschlaf mehr machen, verlagert sich meine Schreibzeit auf die Abendstunden, wenn ich endlich mit der Firma Feierabend machen kann.

11.    Was machst du, wenn du nicht schreibst?
Handarbeiten und tanzen. Ich beschäftige mich seit fünfzehn Jahren mit Orientalischem Tanz und nähe auch meine Kostüme selbst. Ich finde es sehr entspannend, unzählige Pailletten aufzunähen.
Und natürlich mit lesen! Wenn ich selbst gerade schreibe, dann lese ich nicht, das verträgt sich nicht, aber wenn ich Texte korrigiere oder nacharbeite, lese ich sehr viel. Ich bin dann eigentlich immer mit einem Buch anzutreffen.

12.    Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?
Das war eine logische Weiterentwicklung meiner Lesesucht. Außerdem bin ich in einer sehr fantasiebegabten Familie aufgewachsen, wir haben uns immer Geschichten über Menschen ausgedacht, die wir unterwegs gesehen haben. Diese Geschichten tatsächlich aufzuschreiben, war dann nur noch ein kleiner Schritt.
So entstand auch mein erster Roman im Alter von etwa zwölf Jahren.

13.    Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?
Ich liebe es, Abenteuer zu erleben! Ich kann all die Orte und Zeiten entdecken, die ich selbst wohl niemals so sehen werde. Schreiben ist immer ein Reisen, ein Eintauchen in andere Menschen, andere Orte, manchmal andere Zeiten.
Was mag ich nicht so sehr? Wenn es mal gar nicht laufen will. Wenn ich Zeit habe, aber die Geschichte nicht kommen will.

14.    Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?
Mein Mann unterstützt mich, wo er nur kann. Wenn ich in einer aktuellen Schreibphase bin, dann versucht er, mir Zeit freizuschaufeln.
Für meine Kinder ist es normal, sie kennen es gar nicht anders!

15.    Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)
Thriller. Ich habe viele im Regal stehen, die Reihe von Preston/Child zum Beispiel.
Gerne auch mal ein gutes historisches Buch, obwohl die meistens Längen haben.
Mein Lieblingsautor ist definitiv Stephen King! Er kann mit Worten Bilder malen, das finde ich grandios. Und die Tiefe seiner Figuren, für die er sich gerne sehr viel Zeit nimmt.
Im Alter wird er zum Glück milder und weniger blutig.

16.    Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)
Nein, ich kann das schon lange nicht mehr „nur als Leser“ lesen.
Dazu arbeite ich schon zu lange mit eigenen und auch fremden Texten. Der Lektor in meinem Kopf liest immer mit, findet alle Fehler, saugt aber auch schöne Formulierungen, tolle Dialoge und gewaltige Bilder auf.

17.    Welches Buch hättest du gerne selber geschrieben?
Kann ich ganz schlecht sagen.
Ich habe mich an einem nicht ganz ernstgemeinten Remake von Stephen Kings „The Stand“ versucht, bei dem ich seine Geschichte mit eigenen Elementen verquickt habe. Das Ergebnis „Ich zeige Dir die Angst in einer Handvoll Staub“ kann man übrigens zur Zeit auf fanfiktion.de als Mitlesegeschichte lesen – auf der Plattform geht das, weil es eben nicht mein Werk ist.

18.    Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?
Patricia Jankowski: Fortunate SunAm meisten haben mich die Stimmen zu meinem Roman „Fortunate Sun“ gefreut. Ich habe zehn Jahre lang an diesem Roman aus dem Vietnamkrieg gearbeitet, habe versucht, weit über das Kernthema der Liebesgeschichte hinauszugehen. Mir war Realismus wichtig, ich wollte zeigen, was dieser Krieg (wie wohl jeder Krieg) mit den Menschen angestellt hat.
Das scheint mir gelungen zu sein, wenn ich die positiven Rückmeldungen so sehe. Und das macht mich stolz.
Ärgern tue ich mich nicht mehr, auch nicht über negative Kritik. Wenn es sachliche und berechtigte Kritik ist, versuche ich, daraus zu lernen. Wenn es böse, mutwillige und dumme Kritik ist, kann ich sie ignorieren.

19.    Was wird dein nächstes Projekt?
„Der Fluch der Kelten“ steht bereits in den Startlöchern. Leser meiner „Seelenchronik“ werden alte Bekannte wiedertreffen.
Ich will nicht zu viel verraten, aber es ist der Abschluss einer tausendjährigen Suche. Auf dem Weg dorthin kann der Leser Bekanntschaft mit Engeln, Dämonen, Sagengestalten und Göttern machen.
Zurzeit ist der Roman in der Testleserphase, nachdem er das Korrektorat erfolgreich durchlaufen hat.

20.    Wo findet man dich im Internet?
Ich habe eine Website unter www.patricia-jankowski.de. Dort findet man eigentlich alle Informationen, die von Interesse sein könnten. Eine facebook-Seite habe ich auch, aber eher sporadisch: https://www.facebook.com/patricia.jankowski.12

 

About Florian Tietgen

... trat 1959 als jüngerer Zwilling seinen Bruder auf die Welt, bevor der Arzt entsetzt rief: "Huch da kommt ja noch einer." Seitdem verstecke ich mich erfolgreich in unterschiedlichen Berufen und habe seit 2003 verschiedene Geschichten und Bücher veröffentlicht. Vorwiegend schreibe ich für Jugendliche und Gesellschaftsromane.