Vom ersten Qinterview ohne vorherige Abstimmung: Ira Krissels aiki-medien

Qinterview 3Wir können es nicht schönreden, die Abstimmungen, wer unsere Fragen beantworten sollte, wurden weniger häufig genutzt, als die Qinterviews gelesen wurden. Deshalb haben wir beschlossen, auf das Polling zu verzichten.
Nach wie vor werden wir nicht nur unseren Autoren, sondern auch unseren Partnern Fragen stellen.
Und so fangen wir nach der langen Sommerpause auch an. Mit Ira Krissel, die den Rezensionsblog aikimedien betreut.

1.    Wer bist du und welchen Blog betreust du?

Ich bin ich ^^ aikimedien1
Okay, nicht sehr aussagekräftig, aber die Frage reizte mich gerade zu dieser Antwort. Aber jetzt mal ernsthaft, dafür sind wir ja hier: Hinter aikimedien, der Kurzform für Aiki Medienwerkstatt, steckt niemand Geringeres als ein Bücherjunkie reinsten Geblüts. ^^ Bücher habe ich schon immer inhaliert, manchmal so extrem, dass man sie mir aus der Hand reißen musste, weil ich sonst auf der Straße gegen eine Laterne geknallt wäre … ^^
Letztlich blieb mir ja nichts anderes übrig, als irgendwas mit Büchern zu machen, oder? Und so landete ich beruflich im Verlag, wo ich mich zwanzig Jahre lang in Redaktion, Lektorat und Produktion tummelte. Und nebenher unentwegt las, vor über zehn Jahren auf meiner Website „Aiki Medienwerkstatt“ öffentlich zu rezensieren begann und selbst zur Feder griff, aber das ist ein anderes Thema.
Warum ich rezensiere? Ich liebe einfach gute Bücher. Ich stöbere leidenschaftlich gern in Buchhandlungen, die ich NIEMALS ohne ein Buch verlasse. Oder zumindest nicht ohne Fotos von Büchern, damit ich sie mir später als E-Books besorgen kann 😉

2.    Was ist dir beim Lesen wichtig?

Die Geschichte muss mein Herz berühren. Wie der Autor das anstellt, überlasse ich ihm. Wichtig ist nur, dass es ihm gelingt.

3.    Hast du Lesemacken?

Ja, Rechtschreibung und Zeichensetzung müssen stimmen. Sobald ich mich bei einem Buch über Fehler ärgere, muss der Inhalt geradezu meisterhaft sein, damit ich es nicht in die Ecke schleudere. Ich habe auch schon Bücher abgebrochen und Rezensionsanfragen abgelehnt, weil die Leseproben vor Fehlern strotzten. Gegen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler bin ich nun mal allergisch.

4.    Wie sehr beeinflusst Lesen deinen Alltag?

Lesen hat einen ganz hohen Stellenwert. Wenn ich nicht arbeite, im Haushalt zu Gange bin oder mich um meine Familie kümmere, lese ich. Und wenn ich irgendwo unterwegs bin, habe ich immer einen E-Book-Reader dabei. Man kann ja nie wissen, ob man nicht irgendwo warten muss …

5.    Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor?

Mein Lesegeschmack hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Heute müssen Bücher eine positive Grundstimmung haben, um bei mir punkten zu können. Thriller, Zombies oder ähnlich düstere Themen gehen bei mir gar nicht. Krimis sind grenzwertig. Bei ihnen kommt es auf die (möglichst unblutige) Umsetzung an. Und so lese ich vorwiegend Fantasy, Liebesromane, All-Age-Themen, historische Romane und hin und wieder spirituelle Literatur.
Den einen „Lieblingsautor“ habe ich nicht, dafür etliche Autorinnen, die ich sehr schätze: Siri Lindberg, Susanne Gerdom, Michelle Raven, Stefanie Ross und Daphne Unruh. Nur Frauen? Natürlich nicht ^^ Ich bewundere auch die Bücher von Carlos Ruiz Záfon und Walter Moers. Und wenn Ihr mich nach Klassikern fragt, dann nenne ich Euch Dostojewski.

6.    Was hat dich dazu bewogen, deine Leseerlebnisse zu veröffentlichen?

Mit dem Rezensieren habe ich Anfang 2004 begonnen. Ich fand es damals schade, Buch um Buch zu verschlingen, aber den Leseeindruck nirgendwo festzuhalten. Deswegen ergänzte ich meine Website um den Rezensionsbereich, wobei ich damals wirklich nur meine persönliche Meinung geschildert habe. Es gab keine Wertung und auch keine Kritik. Außerdem wäre ich damals nie auf den Gedanken gekommen, meine Meinung im Netz zu streuen, so wie ich das heute auf diversen Portalen und in den sozialen Netzwerken tue.

7.    Was ist dir beim Bloggen wichtig?

Aus dem Wort „Bloggen“ mache ich in meinem Fall ein „Rezensieren“ mit anschließendem Teilen auf Facebook und Google+. Schließlich habe ich auch heute noch eine normale Website und keinen Blog. Das ist Absicht. Es gibt so viele BuchBLOGGER, und ich bin ungern eine unter vielen ^^
Grundsätzlich ist es mir wichtig, jedes Buch – und damit auch den Autor – fair zu behandeln. Erst einmal hat jedes Buch eine Chance verdient – in Form der Leseprobe, die ich mir in Ruhe durchlese. Danach entscheide ich, ob ich das Buch – egal ob Anfrage oder selbst ausgesucht – lese und rezensiere. Wenn mich das Buch anspricht und ich es lese, möchte ich ein möglichst ehrliches Bild zeichnen. Ich benenne also Licht und Schatten, so wie sie mir aufgefallen sind. Daraus ergeben sich ein Gesamtbild und meine persönliche Wertung. Dabei versuche ich immer, wertschätzend zu formulieren, wobei ich auch nur ein Mensch bin und mir vielleicht mal eine Kritik zu heftig gerät. Deswegen lasse ich jede Rezension mindestens eine Nacht liegen, manchmal sogar länger, um Abstand von meinen Emotionen zu bekommen.

8.    Gibt es für dich einen Unterschied zwischen Büchern von Self-Publishern und Verlagen?

Nein, Buch ist Buch. Ich wähle Geschichten aus, die mich ansprechen. Sie können von Selfpublishern genauso wie von Verlagsautoren verfasst sein. Allerdings muss ich gestehen, dass ich seit gut zwei Jahren vermehrt Bücher von Selfpublishern lese, weil ich da oft neue, frische Themen finde. Verlagsbücher schwimmen mitunter im Mainstream, was mich langweilt. Ich suche das Neue, das Andere.

9.    Gibt es Bücher, mit denen es dir ganz anders ging als den meisten Rezensenten?

Spontan fällt mir da nur ein einziges ein: „Die Einsamkeit der Primzahlen“ von Paolo Giordano. Ich bin mit dem Buch überhaupt nicht warm geworden, während es von den meisten Lesern hochgelobt wurde. Ich fand es nur schrecklich deprimierend und düster.

10.    Hängst du emotional an den Figuren in den Büchern?

Absolut! Wenn ich ein Buch lese, tauche ich regelrecht in dessen Welt ein. Ich fühle mit den Figuren, teilweise sogar mehr als in Filmen. Deswegen benötige ich bei sehr berührenden Werken oft eine zweite Leserunde, um dann eine Rezension schreiben zu können. Andernfalls reicht es, den ersten Rezensionsentwurf über Nacht reifen zu lassen.

11.    Kommt es vor, dass du dich in Figuren aus den Büchern verliebst oder hast du schon einmal einen Protagonisten gehasst oder ihm den Tod gewünscht?

Nein, so weit geht meine emotionale Verbindung zu Figuren nicht. Da würde ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Seelenzustand machen. Vielleicht sollte ich dann sogar den anonymen Büchersüchtigen beitreten ^^

12.    Wie viel Pause brauchst oder gönnst du dir zwischen zwei Büchern?

Die Rezension ist meine Pause. Bevor die nicht fertig geschrieben ist, kommt mir kein neues Buch auf den Reader. An dem Punkt bin ich hart zu mir selbst und kenne kein Pardon. Warum? Weil mich die Erfahrung gelehrt hat, dass ich ansonsten schon wieder in neuen geistigen Welten schwebe und nicht mehr fähig bin, eine vernünftige Rezension zum vorangegangenen Werk zu verfassen.
Im Klartext bedeutet das, zwischen zwei Büchern liegt in der Regel ein Abstand von zwei, drei Tagen.

13.    Kannst du Bücher noch lesen, ohne dabei an eine mögliche Rezension zu denken?

Sicher doch, nämlich im Urlaub! Da wird nur zum Spaß gelesen und nicht rezensiert, damit ich auch mal einen herrlichen Schmachtfetzen lesen kann, den ich sonst nie anrühren würde. Das ist dann Urlaub für die Rezensentenseele ^^

14.    Gibt es Rezensionen anderer Blogger, die du gern selbst geschrieben hättest?

Nein. Ich stehe voll und ganz hinter meinen Rezensionen und meiner Meinung. Wenn sie mir nicht gefallen würden, würde ich sie nicht veröffentlichen. Allerdings gibt es Buchblogs, die ich sehr schätze, weil sie überaus fundiert arbeiten. Dazu gehören In Flagranti Books und Ela’s Leselounge.

15.    Dein schönstes Blog-Erlebnis?

Ich bin immer wieder gerührt und begeistert, wenn sich Autoren über eine Rezension freuen und sich bei mir bedanken. Die meisten Bücher kaufe ich nämlich selbst. Von daher wissen die Autoren in der Regel nicht, was sie erwartet ^^ Diese Unabhängigkeit macht es mir leichter, mich kritisch mit jedem einzelnen Werk auseinander zu setzen.

16.    Wonach wählst du deine Bücher aus?

Aufmerksam werde ich auf Bücher zuerst durch das Cover. Wenn mir das gefällt, schaue ich mir den Klappentext und dann die Leseprobe an. Erst danach entscheide ich, ob ich ein Buch kaufe und lese. Mitunter sind es aber auch Rezensionen anderer Buchblogger, die mich neugierig auf ein Buch machen, sodass ich danach den Weg über Klappentext und Leseprobe gehe. Das Cover weckt bei mir die Neugierde, ist aber nicht kaufentscheidend.

17.    Welche Bücher wirst du als nächstes lesen?

Das entscheide ich spontan je nach Lust und Laune. Auf meiner Leseliste stehen derzeit interessante neue Romane von Susanne Gerdom, die mich reizen könnten, Florian Tietgens „Anpassung“, um ein paar Qindie-Titel zu nennen, aber auch „Die Sizilianerin“ von Joleen Carter und die Fortsetzung von Bianca Schäfers „Wolf & Katze“. Mal sehen, wohin ich tendiere, wenn ich mit „Home Run für die Liebe“ von Birgit Kluger durch bin.

18.    Gibt es Bücher, die du immer wieder aufschiebst, obwohl sie dich reizen?

Dazu gehört momentan seltsamerweise die Niemandsland-Trilogie von Nadine d’Arachart und Sarah Wedler. Seit der erste Band erschienen ist, möchte ich „Watcher“ lesen. Irgendwann kam dann der zweite, neulich der dritte dazu, ohne dass ich den Schritt gemacht und meine Nase in Band eins gesteckt hätte. Erklären kann ich es mir nicht, denn ich habe viel Positives über die Trilogie auf verschiedenen Blogs gelesen. Ich denke, irgendwann kommt der Moment, an dem ich entweder alle drei Bücher in einem Rutsch lese – oder von meiner Leseliste lösche.

19.    Wie geht deine Familie damit um, wenn du dich wieder „hinter einem Buch vergräbst?“

Mein Sohn kennt das nicht anders. Abgesehen davon ist er selbst vom Lesevirus infiziert ^^

20.    Was machst du, wenn du nicht liest und bloggst?

Den normalen Alltag managen, mich um meinen Sohn kümmern und last but not least selbst schreiben …

21.    Wo findet man dich im Internet?

Homepage: www.aiki-medien.de aiki
Facebook: www.facebook.com/Aikimedien
Google+: www.google.com/+Aiki-medienDe

Wir danken dir für deine spannenden Antworten, Ira 🙂

About Florian Tietgen

... trat 1959 als jüngerer Zwilling seinen Bruder auf die Welt, bevor der Arzt entsetzt rief: "Huch da kommt ja noch einer." Seitdem verstecke ich mich erfolgreich in unterschiedlichen Berufen und habe seit 2003 verschiedene Geschichten und Bücher veröffentlicht. Vorwiegend schreibe ich für Jugendliche und Gesellschaftsromane.