Heut war mir so … als wäre es Zeit für euer Buch des Monats Juli.

Ihr habt gewählt und euch für „Heut war mir so …“ von Margot S. Baumann entschieden. Herzlichen Glückwunsch, Margot!

Aus  diesem Anlass haben wir die Autorin gebeten, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Margot S. Baumann über Lyrik (und Tiere):

„Du schreibst Gedichte? Echt? Und auch noch solche, die sich reimen? Die liest doch heutzutage kein [Name eines Borstentiers] mehr!“

So oder ähnlich klingt es oft, wenn ich öffentlich zugebe, klassische Gedichte zu schreiben. Mit Metrum, Jambus, Trochäus und alternierenden Silben. Für die meisten sind diese Begriffe böhmische Dörfer. Oder sie erinnern sich mit Schrecken an den Deutschunterricht, ihn dem sie Schillers ‚Das Lied von der Glocke’ auswendig lernen mussten. Und die hat immerhin 31 Strophen.

Nun ja, ich kann die Argumente gegen klassische Gedichte gut verstehen. Sie wirken in der heutigen Zeit von Kurzmitteilungen und Twitter etwas angestaubt. Wer macht sich denn auch noch die Mühe, einen interessanten und passenden Reim zu suchen? Herz/Schmerz … wunderbar, nehme ich! Oder wer schreibt ausserhalb der Pubertät, in der man mit Herzblut und tränenden Augen die Seiten seines Tagebuchs mit Tod, Verzweiflung und Weltschmerz gefüllt hat, denn noch Verse? Kein [Name eines Borstentieres]!

Und doch ist es ein ausserordentliches Glücksgefühl, wenn ich es schaffe, eine ganze Geschichte in drei Strophen à vier Zeilen zu pressen, bis nur noch die Essenz der Aussage übrig bleibt. Oder wenn ich genau den Reim finde, der originell und passend, vielleicht sogar etwas verwegen, ist. Wenn jemand mir zurückschreibt, dass ich mit einem Gedicht genau seine jetzige Situation getroffen habe und er es nicht besser hätte ausdrücken können. Oder wenn mir jemand sagt, dass meine Zeilen ihm beim Lesen ein bestimmtes Bild im Kopf entstehen liessen, aus der Vergangenheit, einer Situation seines Lebens oder eine vergessene Emotion heraufbeschwören.

Das sind wunderbare Rückmeldungen. Gerade in einer Zeit, die keine Zeit mehr hat.  Oder wie Marilyn Monroe schon meinte: „Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.“

Aber vielleicht interessiert das … ihr wisst schon.

Margot S. Baumann