Guy lehnte mit dem Rücken an einer Mauer, keuchte, riss sich die Krawatte vom Hals, die Rußmaske vom Gesicht, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. Die dicke Luft brannte in seinen Lungen, er versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Als der Sarg im Boden verschwunden war und die Eisentüren mit einem Scheppern zuschlugen, hatte Guy sich umgedreht und war gegangen. Er hatte die Blicke in seinem Rücken gespürt, gehört, wie Fräulein Weber seinen Namen rief. Keinen Moment länger hätte er diesen Ort ertragen können. Die Sinnlosigkeit der Beisetzung, die keine Beisetzung war. Sie würden ihre Leiche öffnen, in ihr herumwühlen wie Stadtstreicher in Mülltonnen. Auf der Suche nach Blausteinen, dem Grundstoff für das, was die Welt anzutreiben schien. Ambrosia. Dieses verdammte Teufelszeug. Guy wischte sich über die Augen und sah sich um. Der Turm des Doms ragte über den Häuserdächern auf. Er musste über eine Stunde ziellos durch die Straßen gelaufen sein. Der Schmerz hatte ihn gefangen genommen, alles andere ausgeblendet, ihm den Hals zugeschnürt. Er brauchte etwas zu trinken. Etwas Starkes, etwas, das ihm half, den Schmerz zu bändigen, der in ihm tobte.
CC by-nc-nd Simone Keil
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