Antwort ohne Textbaustein

Die folgende Mail erhielten wir als Reaktion auf eine abgelehnte Bewerbung:

„Hallo,

über eure Antwort war ich erstaunt: Nicht weil ich mich als die größte Schriftstellerin aller Zeiten sehe, sondern weil ich glaubte, bei euch an eine freudschaffende Institution geraten zu sein, die nach Prüfung konkrete Hinweise auf Verbesserung bietet um Autoren eine Hilfe zu sein.

Ablehnungsschreiben ohne Inhalt sind Autoren doch ausreichend gewöhnt.

Wenn ihr euch der Beurteilung für E-Books rühmt, als Antwortschreiben aber lediglich ein vorgefertigter Text  zustande kommt, dann frage ich mich, an wen ich bei euch geraten bin?

Eure Antwort werde ich meinen Autorenkollegen weiter reichen und bekannt machen, dass eure Arbeit wenig mit einer Herzensangelegenheit, in eurem Fall für Autoren, zu tun hat und ihr einer Gruppe vorwitziger Literaturagenten zuzuordnen sein könntet, die m.M. so auf die Suche nach einem guten Manuskript gehen.

Mein Tipp: Wenn ihr schon anbietet, E-Books zu beurteilen, dann sollte diese Beurteilung zumindest geringfügig auf das Manuskript ausgerichtet sein und nicht ein vorgefertigter Text verschickt werden, der leicht einzufügen ist, nur damit das Postfach leerer wird. Hätte ich vorher gewusst, dass ich keine verbesserungsvorschlägige Antwort erhalte, hätte ich euch nicht angeschrieben.

Wie schade, ich hatte wirklich geglaubt, ihr unterscheidet euch von überarbeiteten Verlagen/Lektoren und Literaturagenten.“

Eine der Qindie-MitarbeiterInnen war der Auffassung, eine Reaktion darauf sei überflüssig, da jedeR in den FAQ nachlesen könne, was wir leisten und was nicht. Zweckmäßigerweise vor einer Bewerbung. Dort heißt es nämlich unter anderem:

„Was passiert, wenn man abgelehnt wurde? Dann erhält man eine entsprechende Mitteilung des Qindie-Moderatorenteams. Obwohl wir uns um eine Begründung bemühen, besteht kein grundsätzlicher Anspruch darauf.“

Da hat sie Recht. Ich möchte dennoch etwas erwidern.

Qindie arbeitet zu hundert Prozent kostenlos, für alle Nutznießer. Wir werden uns später Gedanken darüber machen müssen, wie wir zumindest geringfügige Einnahmequellen erschließen können, weil das auf Dauer so nicht haltbar ist, aber seit dem Launch im Mai 2013 bis auf Weiteres nimmt Qindie durch nichts Geld ein. Alle MitarbeiterInnen müssen sich die Arbeitszeit für Qindie aus dem herausbrechen, was bei Angestellten „Freizeit“ heißt und die meisten von uns gar nicht haben, weil wir als Selbständige fürs wirtschaftliche Überleben strampeln müssen.

Auch die Annahme der Bewerbung der oben zitierten (und leider abgewiesenen) Autorin, das Einstellen der Bewerbung, die Bearbeitung der Abstimmung und Antwort erfolgten gratis (durch unsere fleißige Regina Mengel).

Wir haben durchaus Verständnis für überarbeitete Literaturagenten und Verlagslektoren, die auf Textbausteine zurückgreifen müssen, wenn sie Ablehnungen verschicken, aber immerhin: Die werden dafür bezahlt. Wir nicht.

Liebe hier namentlich nicht genannte Verfasserin der oben zitierten Mail:

Auf unserer Website findest du unter dem Punkt „Qindie-Partner“ u.a. die Angebote „Korrektorat/Lektorat“ und „Autorencoaching“, übrigens auch Schreibkurse. Diese Partner wurden von uns geprüft und haben ebenfalls eine Abstimmung durchlaufen, wir können sie also mit reinem Gewissen empfehlen. Die nehmen allerdings Geld. Wie der Bäcker an der Ecke und der Taxifahrer. C’est la vie.

Jorge