[Rezension] Ruth Kornberger: Wie man einen Zirkus zerstreut

Wie soll man als Zwölfjährige so genau wissen, was man will? Manche scheinen ja bereits mit ganz genauen Vorstellungen von ihrem Lebensweg auf die Welt zu kommen. Viele Andere haben es da schwerer und müssen erst viele Dinge ausprobieren. Die Protagonistin Grasmi aus dem Jugendbuch Wie man einen Zirkus zerstreut gehört definitiv zur zweiten Gruppe. Darüber hinaus lebt ihre ganze Familie nach dem Motto: Immer dem Herzen und der inneren Stimme folgen. Dass sich daraus nur schwer eine Geradlinigkeit entwickeln lässt, ist klar.

Um dem entgegenzuwirken, schicken ihre Eltern Grasmi auf ein Eliteinternat. Aber sie scheint dort nicht ganz hineinzupassen. Unter ihren Mitschülern, die schon von klein auf wussten, was sie wollten, findet man Schwimmtalente, Schachgenies und grandiose Tennisspieler. Auch Grasmi versucht sich zunächst im Tennis. Nun findet sie eines Tages auf dem Weg zur Sporthalle einen Rucksack mit Proviant und einer Karte, die sie direkt zur Pension ihrer Tante führt. Grasmi zögert nicht lange und macht sich auf den Weg.

Zu der Pension ihrer Tante gehört auch ein Zirkus, und der hat ein großes Problem:  Alle Tiere und Artisten des Zirkus sind entlaufen und müssen wiedergefunden werden. Grasmi soll dabei helfen, und die Lösung der Aufgabe verlangt ihr nun doch einiges an Zielstrebigkeit ab. Nicht nur die Artisten und Tiere müssen gefunden werden, auch die erste Vorstellung muss geplant werden.

Wie man einen Zirkus zerstreut erzählt auf wunderschöne Weise, wie sich ein junges Mädchen auf Entdeckungsreise zu ihren eigenen Talenten macht. Und dieses Mädchen lernt, dass man kein Genie sein muss, um im Leben das tun zu können, was man mag.

Beeindruckt hat mich an dem Buch vor allem die Phantasie und die Detailliebe, mit der die Autorin die Welt von Grasmi beschreibt. Bei der Beschreibung der Pension z. B. fühlte ich mich wie in einem Tim Burton-Film: Kuriose Architektur, bunte Farben, liebevolle Details. Auch die Sprache überzeugt. Der einfache und flüssige Stil passt sich der jungen Leserschaft gut an, ohne an Lebendigkeit zu verlieren.

Sehr empfehlenswert!

5Stern

Rezensiert von Rita Mattutat