Boris Sergejewitsch ist Soldat, ein treuer Untertan des Zaren. Seit 44 Jahren kämpft er jede Schlacht für Nikolaus II., und es käme ihm nie in den Sinn, einen Befehl zu verweigern. Selbst dann nicht, als er einem geheimen Experiment zugeteilt wird, bei dem eine unbesiegbare Armee aus Blauen Kriegern erschaffen werden soll, Soldaten, die halb Mensch, halb Maschine sind.
Das Projekt entpuppt sich als totaler Fehlschlag. Boris verliert seinen rechten Arm, seine Gesundheit und einen Teil seiner Menschlichkeit. Man schickt ihn zurück zu seiner Einheit.
Eines Tages kann Boris seiner Kompanie nicht mehr folgen und wird zurückgelassen. Die quantenmagische Energiequelle, die den mechanischen Teil seines Körpers antreibt, erweckt das Interesse von Olga, einer 12-jährigen Diebin. Zur Bewegungsunfähigkeit verdammt, muss er mit ansehen, wie Olga versucht, ihn auseinanderzubauen. Der zu Tode erschöpfte und desillusionierte Boris hätte vielleicht noch akzeptieren können, auf diese Art zu sterben, nicht jedoch, dass die wertvolle Energiequelle ausgerechnet in die Hände von verräterischen Aufständischen fällt, denn Olga macht aus ihrer Gesinnung keinen Hehl. Aber „Tod dem Zaren!“ ist eine Parole, die man niemals in Boris’ Gegenwart aussprechen sollte.
Mit anderen Worten: Ihre erste Begegnung stand unter keinem guten Stern. Ebenso wenig die zweite …
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DSteampunk mitten im Ural
er gut 50 Jahre alte Boris ist seit seinem sechsten Lebensjahr Soldat des Zaren und ihm treu ergeben. Boris ist der einzig Überlebende eines Experiments, dessen Körper vor Jahren quantenmagisch umgebaut wurde, mit dem Ziel, den perfekten Krieger zu erschaffen. Momentan befindet er sich mit seiner Einheit mitten im Krimkrieg gegen die Osmanen, verliert aber den Anschluss, da seine veränderten Körperfunktionen nicht an die kalten Temperaturen angepasst sind. Bewegungslos wird er von der 12-jährigen Anarchistin Olga gefunden. Das ungleiche Paar hat einen etwas holprigen Start, aber die folgenden Geschehnisse schweißen die beiden immer mehr zusammen.
Die Romane um Boris und Olga gehören zur Steampunk-Reihe „Clockwork Cologne“, von der ich bereits mit Begeisterung die Bücher von Simone Keil und Susanne Gerdom gelesen haben. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen lässt Selma J. Spieweg ihre Figuren im russischen Zarenreich agieren. Aber es tauchen einige Verbindungen zu Cöln und zu Figuren aus „Der blaue Tod“ auf. Diese Querverbindungen finde ich immer besonders gelungen. Es ist allerdings keine Voraussetzung, die anderen Bücher zum Verständnis dieses Romans gelesen zu haben.
In diesem ersten Band um den langjährigen Soldaten und die freche kleine Anarchistin kommen die typischen Steampunk-Elemente wie Luftschiffe oder dampfbetriebene Technik eher weniger vor. Der Schwerpunkt liegt auf der Flucht der ungleichen Gruppe durch den Ural nach Perm und in Rückblicken auf dem „Umbau“ von Boris in einen Blauen Krieger. Eine große Rolle spielt dagegen das Blaustein bzw. die blaue Strahlung, der auch die zentrale Energie für Boris‘ Körper darstellt. Wobei das mit der Energiekartusche und ihre Fähigkeiten nicht so ganz klar wird, ich denke, das wird auch noch Thema in den nächsten Bänden sein.
Boris ist seit seinem 6. Lebensjahr Soldat des Zaren und führt seither pflichttreu seine Befehle aus, was anderes hat er nie kennengelernt. Eigene Entscheidungen sind ihm fremd, menschliche Nähe ebenfalls. Als Blauer Krieger wird er von den Kameraden gemieden und gefürchtet, daher ist die Aufmerksamkeit und Zuneigung, die ihm Olga entgegenbringt, für ihn absolutes Neuland.
Olga hat ebenfalls keine leichte Kindheit hinter sich und schlägt sich als Diebin durch das Leben. Sie hat ein sehr großes Herz und viel Empathie, kann aber auch ganz schön frech und mutig sein, außerdem ist sie für ihr Alter ziemlich clever. Sie sieht in Boris den Menschen und behandelt ihn auch dementsprechend.
Die Gruppe um Boris und Olga vergrößert sich mit der Zeit um doch recht überraschende Zeitgenossen.
Die Erzählperspektiven wechseln zwischen Boris und Olga ab und die Gegenwartshandlung wird immer wieder durch Rückblenden unterbrochen. Gerade Boris‘ Erinnerungen an seine Umwandlung zum Blauen Krieger sind erschütternd und oftmals keine leichte Kost. Die Handlung ist am Ende im Großen und Ganzen zwar in sich abgeschlossen, aber es bleiben noch genügend Fragen, auf deren Beantwortung ich mich im zweiten Teil sehr freue.
Russland, 1898: Boris Sergejewitsch ist mit Leib und Seele Soldat und hat sein Leben dem Dienst am Zaren verschrieben. Ihm kommen nicht einmal Zweifel, als er einem geheimen Experiment zugeteilt wird und dort nicht nur seinen Arm sondern auch einen Teil seiner Menschlichkeit verliert. Zurück bei seiner Einheit kann er eines Tages seiner Kompanie nicht mehr folgen und während er auf den Tod wartet, erwecken seine quantenmechanischen Teile das Interesse der 12-jährigen Diebin und Revolutionärin Olga. So beginnt ein Abenteuer, das sie zu einem ungewöhnlichen Team zusammenschweißt – und in dem auch ein Flüchtling eine Rolle spielt, der Zar Nikolaus II. zum Verwechseln ähnlich sieht …
Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen, weil ich die Atmosphäre mochte und von der Tragik gefesselt wurde, die Boris‘ Leben begleitet. Alles fühlte sich so nah an, nicht nur die Figuren und ihre Emotionen sondern auch die beschriebenen Landschaften und Szenen. Ich war also schnell mittendrin, an der Seite von Olga und Boris.
Die erschaffene Welt hat mich sehr fasziniert, diese Mischung aus Realität und Phantasie, in der Mechanik sich manchmal wie Magie anfühlt. Es geht dort rücksichtslos und brutal zu, aber glücklicherweise wurde es für mich nie zu detailliert-blutig. Manche Szenen konnte ich einfach nur noch fassungslos miterleiden – und darauf hoffen, dass sich irgendwie ein Ausweg findet. Als Ausgleich dazu empfand ich die zwischenmenschlichen, freundschaftlichen Szenen. Außerdem gibt es rätselhafte Ereignisse und Zusammenhänge, die sich einem erst später erschließen. Also viel Stoff zum Spekulieren!
Boris ist hier meine absolute Lieblingsfigur, aber nicht nur wegen meiner Schwäche für tragische Figuren. Er hat sehr intensiv auf mich gewirkt, mit vielfältigen Empfindungen und Unsicherheiten. Außerdem hat mich seine Entwicklung sehr beeindruckt! Ihm wurde ein Teil seiner Menschlichkeit und seines Fühlens genommen, im Lauf der Geschichte entwickelt Boris sich aber wieder zu einem fühlenden Menschen und lässt auch den „einfachen“ Soldaten hinter sich.
Olga mit ihrer Klugheit und Anhänglichkeit mag ich aber auch sehr. Wie könnte man auch nicht? Genau wie Boris erzählt sie ihre Vergangenheit in Rückblenden, so dass ein facettenreiches Bild entsteht und man ihr ein glückliches Ende wünscht.
Eine Nebenfigur, die es mir sehr angetan hat, ist der Schriftsteller Lew Tolstoi. Aus Sympathie wurde schnell Interesse, denn was er zu erzählen hatte, fand ich sehr spannend. Darum habe ich mir das Glossar auch aufmerksam durchgelesen und überlege sogar, ob ich es nicht mal mit einem Buch von ihm versuche. Auch wenn ich mir bei Klassikern ja nicht soviel zutraue, die Neugier ist jetzt da …
Besonders gelungen finde ich auch die Schilderung einiger Szenen sowohl aus Boris‘ als auch aus Olgas Sicht, denn so wird deutlich, wie unterschiedlich diese von beiden wahrgenommen werden. Daran hatte ich viel Freude – und manchmal musste ich auch darüber grinsen.
„Tod dem Zaren“ war für mich eine vielschichtige und intensive Lektüre mit einer dichten Atmosphäre und so einigen Überraschungen. Ich wurde von vielen Dingen fasziniert und berührt, außerdem hat mich Boris‘ Entwicklung sehr beeindruckt. Die mitreißende Geschichte hinterlässt bei mir bleibende Eindrücke und die Vorfreude auf die Fortsetzung. Denn natürlich bin ich neugierig, wie es mit Boris & Olga weitergeht. Und mit dem einen oder anderen angeschnittenem Thema …
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