Ralf Kurz: Luzifers Poesiealbum

Qindie-Buch des Monats Dezember 2013

Bei der Besichtigung eines zum Verkauf stehenden Hauses findet der Erzähler im ehemaligen Kinderzimmer ein großformatiges Buch mit dem handschriftlichen Titel „Luzifers Poesiealbum“. Als der Erzähler das Buch aufschlägt, entdeckt er ein Foto, das plötzlich ein Eigenleben entwickelt. Die Aufnahme erwacht zum Leben und zeigt drei Szenen, die sich im Umfeld eines Jungen abspielen und in die der Erzähler als allwissender Beobachter mit hineingezogen wird. Jedes weitere Umblättern, bei dem der Erzähler mal ein Foto, mal eine Zeichnung, ein Notenblatt oder andere Relikte aus dem Leben des Jungen findet, birgt ein neues Kapitel einer unheilvollen Geschichte. Alle Szenen spielen sich im Umfeld des Jungen ab, der selbst jedoch nie als handelnde Person auftritt. An seine Stelle tritt der Erzähler, der die Auswirkungen der einzelnen Ereignisse hautnah erfährt.

Wenn Eltern von ihren Kindern Erfolge erwarten, die sie in ihrer eigenen Jugend selbst nicht erreicht haben, dann ist ein Scheitern meist vorprogrammiert. Falls diese Kinder in der Schule dann noch Opfer von Mobbing und Cyberbullying werden, so geraten sie in einen Teufelskreis, aus dem sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien können.

Der Roman „Luzifers Poesiealbum“ zeigt in elf sehr unterschiedlich gestalteten Kapiteln, die durch eine Rahmenhandlung miteinander verbunden sind, wie schnell ein Junge in eine Abwärtsspirale geraten kann, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Schon früh wird dem Leser klar, dass die Geschichte dramatisch enden wird.

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Hintergrund

„Wie konnte es zu diesen dramatischen Ereignissen kommen?“

Diesen Satz habe ich (sinngemäß) am 11. März 2009 im heutejournal (ZDF) gehört. Die Frage bezog sich auf den Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden, bei dem 16 Menschen den Tod fanden. Mich beschlich das sonderbare Gefühl, diesen Satz bereits zu kennen. Ich erinnerte mich an die identische Frage, die ebenfalls ein Nachrichtensprecher am 26. April 2002 gestellt hatte, als nach dem Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 17 Todesopfer zu beklagen gewesen waren.
„Wie konnte es zu diesen dramatischen Ereignissen kommen?“
Die Frage wurde im Jahr 2002 gestellt, aber nicht beantwortet. Als sie sieben Jahre später erneut gestellt wurde, entschloss ich mich, eine Antwort zu finden.

„Luzifers Poesiealbum“ beschreibt exemplarisch, wie ein Junge durch kleine und leider alltägliche Ereignisse in einen Strudel gezogen wird, aus dem er sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien kann. Auch wenn die Geschichte, die Personen und die Orte der Handlung frei erfunden sind, vermittelt die Story dem Leser hautnah, dass eine Reihe umstürzender Dominosteine nur zu einem einzigen Ende führen kann.

Die „literarische Herausforderung“ der Geschichte war, den Protagonisten (Lukas) überhaupt nicht als handelnde Person auftreten zu lassen. Jedes der unterschiedlich gestalteten Kapitel beschreibt deshalb eine neue Sicht, eine andere Perspektive, gesehen durch die Augen jener Personen, die Einfluss auf das Schicksal des Jungen nehmen. „Luzifers Poesiealbum“ richtet sich in erster Linie an Schüler und Lehrer und ist mit rund 100 Seiten als Kurzroman konzipiert, der im Unterricht gelesen und diskutiert werden soll, denn mittlerweile sind rund zwanzig Prozent der Schüler in Deutschland von „Mobbing“ und „Cyberbullying“ betroffen. Da das Elternhaus des Jungen ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, möchte ich mit dem Roman all jene erreichen, in deren Nähe Kinder und Jugendliche aufwachsen.

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