Qindie-Buch des Monats Mai 2014
Gibt es ein Leben vor dem Abi?
Kaum – denn Ihre Tochter/Ihr Sohn hat nach der 8. und 9.Stunde Leistungskurs Mathe noch die 10. und 11. Sport und Sie, liebe Eltern, sind mit den Nerven runter, weil ihre Kinder immer öfter kaum ansprechbar, dafür aber blass und müde sind, am liebsten chillen oder Heidi Klums Barbie-Show anglotzen, weil mehr nicht drin ist nach so einem Tag.
Die Rede ist vom ganz alltäglichen Wahnsinn: einer 40Stundenwoche in der Oberstufe des Gymnasiums, wozu noch der tägliche Hin- und Rückweg kommen. Ach ja – und eigentlich sind auch noch Hausaufgaben zu erledigen. Theoretisch jedenfalls. Und die nächste Klausurphase steht vor der Tür…
Und dann die Diskussionen zu Hause: „Keine Ahnung, was ich mal mache – nach dem Abi.“ Und dass der Abi-Durchschnitt sowieso an keinen NC heranreicht – höchstens für einen Studienplatz in Siegen – was noch schlimmer sein soll als Verlieren.
Wie sehen die Schüler/innen das?
Machen sie überhaupt Hausaufgaben?
Wie pfuschen sie sich durch?
Was ist ihnen wichtig?
Sind sie eigentlich glücklich?
Haben sie ein Leben vor dem Abi?
„Gibt es ein Leben vor dem Abi?“ ist nicht nur eine Bestandsaufnahme in Sachen Schule, sondern auch ein ziemlich freches Buch. Es bringt den gymnasialen Wahnsinn auf den Punkt: Schule ist Gesellschaft im Kleinen. Und unsere Leistungsgesellschaft treibt gerade in ihre Hochblühphase.
Pisa lässt vielmals grüßen…
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Die Autorin über das Buch:
Wie bin ich darauf gekommen, dieses heftige Büchlein zu verfassen?
Klare Antwort: Weil es an der Zeit war.
Und weil ich Lust dazu hatte, das brisante Thema von einem Profi herausgeben und ins rechte Bild rücken zu lassen: Jacqueline Spieweg willigte spontan ein und ab da hat es erst so richtig Spaß gemacht.
Die Verkürzung auf 8 Schuljahre im Gymnasium hat offensichtlich gemacht, wie wir – Schüler, Eltern, Lehrer – seit Jahren mit Schule umgehen, obwohl alle Beteiligten mal mehr, mal weniger die Faust in der Tasche ballen. Alle gewöhnen sich an ein System, dessen „Resultat“ – nämlich der Abiturient – weder den Hochschulen noch der Wirtschaft genügen – und sich selbst auch nicht, denn unsere Kids fühlen sehr genau, dass ihre Allgemeinbildung – naja – Schwamm drüber. Dazu spuckte der Fokus im April letzten Jahres aus, dass Schüler nach einem Jahr nicht mal mehr 1% von dem behalten haben, was sie als Bildungs-Input eingetrichtert bekommen haben – und wegen der bundesdeutschen Lernbulimie halt wieder auskotzen.
Apropos „Zeit“: Wer ist der Urheber, wer war der Erste, der den Menschen keine Privatzeit gönnt? Der gehört aufs Schafott.
Warum baggern alle wie blöde – und spätestens seit G8 auch die Gymnasiasten, die in der Oberstufe 40 Zeitstunden und mehr in der Anstalt abhängen, wo sie in viel zu vielen Fächern viel zu viel abfragbares Zeug vorgesetzt bekommen, damit man was zum Abprüfen hat?
Was versteht man heutzutage eigentlich noch unter Bildung? Dass Jugendliche möglichst schnell möglichst viel auswendig lernen, um es möglichst flott wieder zu vergessen?
Und wie wird heutzutage gepfuscht? Göttlich, wie genau die Schüler das in den Fragebögen erklärt haben – und – Mon Dieux – was war ich naiv…
Mein Schulleiter hat sich über die Guerillatipps für den Profi von den Profis sehr amüsiert.
Was Frau Löhrmann zu dem Buch sagt, steht noch aus. Jedenfalls habe ich mit der Schulministerin von NRW Kontakt aufgenommen und das böse Rattenbuch ist am Hauptziel angekommen.
Was sagen die Kollegen? Hm – wenn das man gutgeht, liebe Doro, wo du doch den Eid geschworen hast und in Amt und Würden bist und überhaupt…
Fazit: Ich liebe es spannend…