Von Ira Wundram
Gerade überarbeite ich ein Romanmanuskript und überlege parallel, wie ich dieses nächste Buch veröffentliche. Zaghaft schiele ich zu meinen Qindie-Kollegen, um zu sehen, wie sie ihre Projekte auf den Markt bringen. Die meisten gehen den Weg über das E-Book, sei es bei neobooks oder KDP, anschließend folgt in der Regel per CreateSpace das Taschenbuch. Klar könnte ich das auch. Aber wäre ich mit den fertigen Produkten zufrieden?
Genau hier liegt mein Problem: Ich habe zwanzig Jahre lang in einem Verlag gearbeitet, von der Sachbuchredaktion übers Fachbuchlektorat hin zur Zeitschriftenproduktion. Mein Job war es, Texte inhaltlich, sprachlich und optisch „schön“ zu machen. Die ersten beiden Kriterien erfülle ich bei meinen Texten: den guten Inhalt in guter Sprache. Doch wie sieht’s mit Konvertierung und Layout aus? Bin ich in der Lage, sowohl E-Book als auch Printbuch so zu gestalten, dass mich das Ergebnis überzeugt und ich als Leser das Werk kaufen würde? Mit QuarkXpress oder Adobe Indesign sollte das kein Thema sein, schließlich habe ich mit beiden Programmen rund fünfzehn Jahre gearbeitet. Doch will ich tatsächlich so viel Geld in die Hand nehmen, um mir Profi-Programme zuzulegen? Ganz abgesehen von der Zeit, die ich zusätzlich investieren müsste, um am Layout und der Technik zu feilen.
Bislang bin ich dem Dilemma aus dem Weg gegangen, indem ich meine Bücher per Print-on-Demand veröffentlicht habe. Meine Ansprüche in puncto Inhalt, Sprache und Gestaltung wurden von beiden Dienstleistern erfüllt, die ich bislang genutzt habe (BoD sowie Monsenstein und Vannerdat). Doch einen Aspekt gibt es, der einem das Leben als PoD-Autor schwer macht: den Preis. Seit KDP und Co. auf dem Markt sind, haben sich die Preise für Selfpublisher-E-Books bei maximal 3,99 EUR eingependelt, oft verlangen Autoren sogar weniger. Zudem gibt es so wundervolle Marketingmaßnahmen wie die Gratisaktionen, bei denen ich selbst gern zuschlage. Bei einem PoD-Titel hat man diese Möglichkeiten nicht. Der Preis ist festgelegt, und das zum Teil in schwindelerregenden Höhen. Ein Taschenbuch, das ich von einem großen Publikumsverlag für 9,95 EUR bekomme, werfe ich als PoD-Autor für mindestens 13,50 EUR auf den Markt, wobei die Gewinnmarge trotzdem klein ist. Mancher PoD-Autor wählt deswegen einen noch höheren Buchpreis, schließlich möchte er seine Anstrengungen belohnt wissen, ohne zu berücksichtigen, dass die Verkaufschancen dadurch dramatisch gegen Null tendieren.
Warum die Preise für PoD-Titel so hoch sind? Weil dahinter ein Dienstleister steckt, der sich über die Verkaufspreise finanziert. Das Verfahren, Bücher erst bei Bestellung zu drucken, finde ich gut, schließlich nutzen es auch immer mehr angesehene Verlage bei Kleinauflagen, ohne dass der Leser davon etwas merkt. Nur für Selfpublisher wird PoD immer uninteressanter, wenn man seine Bücher auch tatsächlich verkaufen will und nicht allein zur Egopflege veröffentlicht.
Wobei ich wieder bei meinem Problem wäre: Da ich Lesungen und den Kontakt zum Publikum liebe, brauche ich auch Printbücher, und zwar gut gemachte Printbücher. Ohne Schusterjungen und Hurenkinder, ohne riesige Sperrungen, überdimensionale Zeilenabstände oder einen Satzspiegel, für den der goldene Schnitt ein Unfall und kein Stilmittel ist, nicht zu vergessen das Phänomen fehlender bzw. fehlerhafter Worttrennungen. Gibt es denn nun einen Weg, alle diesen Ansprüchen gerecht zu werden?
Die Käufer haben hier das letzte Wort: In welcher Publikationsform und Preisklasse nehmen sie Indie-Bücher an? Die Antwort habe ich im Grunde bereits genannt: Der Preis ist das Argument, sich auf einen meist unbekannten Autor und ein verlagsunabhängiges Buch einzulassen.
Was konkret bedeutet das für meine Projekte? Unter 4 EUR bekomme ich von keinem PoD-Anbieter einen rund 250-seitigen Roman in ein Taschenbuch, genauso wenig in ein E-Book umgesetzt. Demnach ist mein bisheriger Weg hier zu Ende, auch wenn ich das sehr bedaure. Verkaufen kann ich meine Bücher nur, indem ich die eigenständige E-Book-Veröffentlichung an erste Stelle setze. Anbieter dazu gibt es reichlich, wobei mir wichtig erscheint, dass das E-Book in möglichst vielen Formaten auf unterschiedlichsten Plattformen erhältlich ist.
Im nächsten Schritt kommt für mich dann doch wieder das Taschenbuch – in genau der Qualität, die ich mir vorstelle. Nach professionellen Gestaltungsregeln, so dass es rein äußerlich nicht von einem Verlagsbuch zu unterscheiden ist. Bis jetzt gibt es nur einen Anbieter, der parallel zu einem selbstverlegten E-Book die Printausgabe ermöglicht: Amazons CreateSpace.
Für den Leser werden die Veränderungen erst mal nur am Preis bemerkbar sein. Doch für mich bedeutet die Entwicklung sehr viel mehr: den Abschied vom Bewährten und das Eingeständnis, dass der Buchhandel, den ich bislang immer im Blick hatte, aber nie erobern konnte, nicht der Umschlagplatz für Indie-Autoren ist. Vielleicht gelingt es Qindie irgendwann, das Ansehen der Selfpublisher so weit zu stärken, dass uns auch der Buchhandel als Autoren mit frischen Ideen und mit Qualität ernst nimmt. Bis dahin setzen wir auf das Internet.