Halloween muss das Fest unserer Qinterviepartnerin sein, denn sie liebt laut eigener Aussage das mystische Dunkel. Dabei erleben wir sie als helles, freundliches Wesen, das voller Energie seine Überzeugung lebt. Für Qindie betreut sie die g+-Seite, für sich selbst arbeitet sie gerade in den düsteren Gefilden einer Dystopie und lässt sich von ihrem Protagonisten Jay McCullum auf der Nase tanzen, weil sie ihm zu lieb ist. Aber lest selbst.
1. Ich tippe mal, Krabbat war das Lieblingsbuch deiner Kindheit?
Krabbat hat eine wundervolle Geschichte, die mich sehr fasziniert. Ich habe das Buch jedoch nicht als Kind gelesen. Meine liebsten Kindheitsgeschichten sind die Märchen der Brüder Grimm. Die naive und dennoch düstere Grundstimmung hat einen ganz eigenen Charme, den ich schon als Mädchen sehr mochte. Über Raben schreiben wollte ich allerdings erst, als ich Philip Roths Roman „Der menschliche Makel“ gelesen habe. Dort ist die Protagonistin von den Gesellen mit schwarzem Gefieder und schlauem Geist so beeindruckt, dass sie mich glatt ansteckte und ich begann, eine Geschichte zu schreiben.
2. Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?
Ja, wer bin ich eigentlich? Jemand mit viel Fantasie, einer Liebe für alles Künstlerische und einer Begeisterung für das Land der aufgehenden Sonne: Japan. In den letzten Jahren war ich viel unterwegs, habe Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen getroffen und mag es nicht sonderlich, lange an einem bestimmten Ort zu verweilen. Ich möchte raus, die Welt sehen und schreibe deshalb auch am allerliebsten im Zug. Und genauso vielfältig gestalte ich auch meine Tätigkeit als Self-Publisherin. Ich sage, ich schreibe Mystery, Geistergeschichten und Dystopien, aber in Wirklichkeit ist es ein Mix aus allem. Genregrenzen sind ja dazu da, überschritten zu werden, sonst gäbe es sie ja nicht, oder?
3. Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?
Um diese Frage in allen Facetten beantworten zu können, müsste ich ein Buch schreiben. Ich mache es kurz: Als Teenager wollte ich unbedingt ein Buch im Verlagswesen, weil ich dachte, das sei der einzige Weg zur Veröffentlichung. Heute denke ich mir, ich möchte die Sachen so machen, wie ich sie mir vorstelle und selbst entscheiden. Das ist ein Risiko, aber ich nehme es gern in Kauf.
4. Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?
Self-Publishing ist harte Arbeit. Ehe man erste Erfolge sieht, braucht man viel Zeit und Geduld. Eigentlich kein Job für einen Teilzeit-Fauli wie mich, aber an jeder Herausforderung wächst man.
5. Was findest du beim Self-Publishing problematisch?
Die Selbstvermarktung. Überall heißt es, man soll als Autor eine Marke sein. Nur wie soll das gehen, wenn ich davon ausgehe, alles besteht aus einem Misch an verschiedenen Dingen und nichts ist wirklich absolut? Zudem stehe ich nicht gern im Mittelpunkt oder hebe mich hervor (sagte sie und macht ein Interview), aber als Self-Publisherin ist das notwendig. Man muss von seinem Text überzeugt sein, Kritik wegstecken können und immer daran glauben, dass es Menschen gibt, die sich für das Geschriebene interessieren.
6. Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?
Hm … eine gute Portion Selbstvertrauen? Sagt mir Bescheid, wo ich die günstig zu kaufen kriege. Ich nehme dafür auch gern etwas Fahrtweg auf mich. :
7. Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)
Vielleicht bin ich in Wirklichkeit eine verkappte Masochistin …?
8. Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?
Meine Testleser sind Leute aus meinem Umfeld, denen ich vertraue und die wissen, wie sie mich nehmen müssen. Ich lese oft, dass man Freunde nicht testlesen lassen soll, da sie keine ehrliche Kritik formulieren. Darüber wundere ich mich immer, denn in meiner Umgebung sind die Menschen schonungslos ehrlich. Wenn ihnen etwas nicht gefällt, dann sagen sie es auch und genau das schätze ich an ihnen. Ich mag es nicht, in Watte gepackt zu werden, denn das bringt mich nicht weiter.
9. Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)
Ja oder nein oder ähm, wie sage ich das nur … lassen wir das Thema.
10. Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)
Jay McCullum: „Wenn ich tun würde, was die vor der Tastatur mir sagt, dann dürfte ich nicht mal eine Fliege mit dem Finger wegschnipsen, weil das ‚Tier ja Gefühle hat‘. Würde das einen Leser interessieren? Nein. Also besser ich entscheide selbst, was zu tun ist.“
11. Was machst du, wenn du nicht schreibst?
Gibt es ein Leben neben dem Schreiben? Ja, doch, mir fällt etwas ein. Ich esse manchmal und trinke auch etwas und ab und zu treffe ich auch noch Menschen! Also echte, reale Menschen, nicht nur die im Buch.
12. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?
Vermutlich durch meine Mutter. Sie hat mich als Kind stets animiert, Tagebuch zu schreiben oder Geschichten zu Filmen zu verfassen. Außerdem ist sie eine unglaubliche Leseratte und hat mich mit der Liebe zu Büchern angesteckt.
13. Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?
Figuren zu entwickeln und diese miteinander agieren zu lassen. Am besten so, dass sie genau das Gegenteil von mir sind. Es macht einfach Spaß, sich vorzustellen, wie sie denken und fühlen. Nur meinem Nacken gefällt das Schreiben nicht sonderlich gut, er fleht manchmal um Erbarmen.
14. Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?
Meine Familie unterstützt mich inzwischen sehr, auch wenn es einige Zeit gedauert hat, ehe sie ohne Vorbehalte hinter mir stehen konnten. Ist ja auch nicht leicht, mit so einer verrückten Autorin, die auch noch dunkle Geschichten schreibt. Da tun sich Abgründe auf.:
15. Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)
In den letzten Jahren habe ich alles gelesen, was mir in die Finger gekommen ist. Aber am liebsten bewege ich mich im Bereich Mystery, Dystopie und Thriller. Was ich gar nicht ertragen kann sind extrem verkitschte Liebesromane. Da rollen sich mir die Fußnägel auf. Und ich kann nicht mal sagen wieso. Heißt ja nicht, dass sie schlecht sind, aber nein, wenn ich schon lese: „Seine Lippen berührten zärtlich die ihren und sie verloren sich in einem leidenschaftlichen Kuss.“ Nein! Nein! Das geht gar nicht. Da entsteht ganz automatisch ein Knoten in meinem Kopf, der sich Tage, Wochen, Monate nicht lösen lässt. (Ihr seht, manchmal übertreibe ich auch).
16. Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)
Das ist ja eine fiese Frage, denn die Antwort frustriert mich selbst. Ich kann tatsächlich kein Buch mehr so lesen wie vor ein paar Jahren. Das macht mich wahnsinnig. Ich sehe überall „Fehler“, obwohl nicht mal gesagt ist, dass es echte Fehler sind. Es reißt mich nur noch sehr selten ein Buch wirklich mit. Inzwischen bin ich deshalb bei Hörbüchern angelangt, da kann ich leichter abschalten.
17. Welches Buch hättest du gerne selbst geschrieben?
Der Märchenerzähler von Antonia Michaelis. Die Stimmung, die durch jede Zeile im Buch zu spüren war, hat mich sehr inspiriert und stark beeinflusst. Ansonsten wäre es wohl 1984 von George Orwell.
18. Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?
Am meisten gefreut hat mich die Kritik einer Testleserin. Sie zählt zu den extrem kritischen Personen und ist von meinem neuen Projekt extrem begeistert. Das ging runter wie Öl! Am meisten geärgert haben mich wohl die Worte eines Deutschlehrers aus der Schulzeit. Er sagte mal zu mir: „Deine Geschichten sind wie Müll, aus dem man das Beste heraussuchen muss.“ Als Teenager hat mich das schwer getroffen, ganz unabhängig davon, dass er recht hatte. Damals dachte ich bei mir: „Na, du wirst schon sehen, was du davon hast. Jetzt erst recht.“ Hat ja funktioniert.
19. Was wird dein nächstes Projekt?
Bevor ich wirklich an ein neues Projekt denken kann, steht erst einmal die Veröffentlichung meines nächsten Romans an. Dieses Mal habe ich mich an einer Dystopie versucht. Silver Coin 203 ist der Titel und es ist der Auftakt zu einer Reihe. Der Zeitgenosse, der sich oben kurz zu Wort gemeldet hat, ist aus diesem Buch. Es ist schon ungewöhnlich, dass manche Charaktere zu Geschwistern werden, deren Eigenarten ich besser kenne als meine eigenen. Solltet ihr Infos über das Projekt wollen, könnt ihr einfach auf meinem Blog (siehe unten) vorbeischauen, ich tobe mich da regelmäßig über dies und das aus.
20. Wo findet man dich im Internet?
Da ich sehr aktiv im Social Media bin, habe ich so einige Anlaufstellen:
Blog: www.dunkelfeder.com
FB: www.facebook.com/mikakruegerautorin
Instagram: www.instagram.com/mika_krueger
Vielen Dank für deine Antworten, Mika