Qindie-Autor Mathias Petry legt in seinem neuen Roman „Kainegg – Ein ziemlich kriminelles Heimatbuch“ neue Fährten
Hudlhub – das ist ein Name, den man sich merken sollte. Hudlhub ist eine kleine Gemeinde irgendwo im Nirgendwo nördlich von München. Gleich um die Ecke liegt der Einödhof Kainegg, wo im November des Jahres 1927 sechs Menschen grausam ermordet wurden. Dieser Fall wird nun neu aufgerollt, als eine Münsteranerin namens Bettina Hinkel nach Hudlhub kommt und beginnt, Fragen zu stellen. Klingt wie Romanstoff – ist es auch.
Kainegg? Schon mal gehört? Autor Mathias Petry schüttelt da nur grinsend den Kopf: Ähnlichkeiten mit dem Mord von Hinterkaifeck, den die Schriftstellerin Anna Maria Schenkel in ihrem Roman „Tannöd“ verarbeitet hat? Völlig aus der Luft gegriffen! Kein Stück! Niemals! Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls stellt der Pfaffenhofener Autor am 19. März auf der Leipziger Buchmesse seinen zweiten Roman, „Kainegg – Ein ziemlich kriminelles Heimatbuch“ vor.
Am Anfang war eine Idee: Geht das überhaupt, eine Geschichte, die auf einem echten, einem wahren Mord basiert, in einem komödiantischen Umfeld literarisch aufzugreifen? Mathias Petry verlagert jenen legendär gewordenen und bis heute nicht aufgeklärten Sechsfachmord in das Umfeld einer von ihm erfundenen, kleinen Gemeinde, die er 2015 in seinem Roman „Hudlhub – Ein leicht kriminelles Heimatbuch“ zum Leben erweckte. Mit diesem Titel kam er in die Top-3 des Amazon Autorenpreises und in die Top-10 des „Beauty and the Book“-Awards der Frankfurter Buchmesse.
Jetzt also Kainegg. Verrät er in dem Buch den wahren Mörder von Hinterkaifeck? „Das würde ich so nicht behaupten“, sagt Petry, und das liegt vor allem daran, dass auch er diesen letzten Beweis nicht hat, den Schlussstein, der den Mythos einer Geschichte beenden könnte, die Tausende, wenn nicht Zehntausende bewegt. „Sagen wir so: Die Theorien, die im Kainegg-Buch aufgemacht werden, habe ich so jedenfalls noch nirgends gehört.“ Und er hat viele gehört, denn Mathias Petry ist gleich um die Ecke von Hinterkaifeck aufgewachsen. Menschen, die damals die echten Leichen gesehen haben und die ihm ihre Eindrücke schilderten, waren seine Nachbarn.
Aber warum hat Petry, von Beruf Redakteur, nicht ein Sachbuch geschrieben? „Schauen Sie, die Geschichte ist über 90 Jahre her“, sagt er, „und Generationen von Nachkommen haben darunter gelitten. Hinterkaifeck ist ein sehr, sehr düsterer Ort. Familien wurden wegen des Tatverdachts ausgegrenzt. Eine Frau soll sich das Leben genommen haben, weil sie Grenzen überschritt, um an die Belohnung zu kommen, die damals ausgesetzt war. Dort, wo der Hof stand, sind heute Geisterjäger unterwegs, man sagt, dort wächst nichts. Das ist alles sehr schwierig.“ Da noch eins draufzusetzen, das wollte er nicht. Und dieser Gedanke hatte ihn auch jahrelang davon abgehalten, das a
Thema überhaupt aufzugreifen. Insofern war für ihn schon immer klar: Wenn er über Hinterkaifeck schreibt, dann so, „dass etwas Licht an diesen Ort kommt, etwas Sonne auf den Tatort scheint, denn nach all den Jahren ist es auch mal gut mit der Dunkelheit.“
Gesagt, getan. Sein Hudlhub-Umfeld ist lustig, skurril, abgefahren und mit einer Prise Satire angereichert. Da gibt es den Hinterbänkler-Landtagsabgeordneten Ludwig Haderlein, der unbedingt Geschichte schreiben will. Dann den Pfarrer, der das Herz am rechten Fleck, das Glück aber nicht gerade gepachtet hat. Und den Feuerwehrtrupp von Hudlhub. So viele Geschichten drängen sich auf, dass Mathias Petry nicht nur mittlerweile zwei Hudlhub-Romane geschrieben hat, sondern dass er inzwischen auch mit seiner Hudlhub-Band quer durch Bayern tourt. Band drei der Hudlhub-Saga ist auch schon fast fertig, parallel wachsen ein Hudlhub-Kinderbuch und ein -Kochbuch.
So gibt es einiges zu entdecken, in jener kleinen Gemeinde, die sich irgendwo im Herzen Bayerns versteckt. Und wo kann man Hudlhub entdecken, ohne hinzufahren? Die E-Books sind auf allen gängigen Portalen erhältlich, als Taschenbuch gibt es die Romane in ausgewählten Buchhandlungen, bei Amazon und unter www.hudlhub.de.