Liebe Buchhändlerin,

Bücher Euleals ich vor zwei Tagen vor einem Ihrer Schaufenster stehen blieb, um meine Frisur zu richten, fiel mir auf, dass Sie keines meiner Bücher dort im sichtbaren Bereich platziert hatten. Durch diese ungeheuerliche Tatsache sensibilisiert, betrat ich den Laden und suchte auf den Tischen im Eingangsbereich nach meinen Romanen. Ich wurde nicht fündig. Meine gerade unter der leichten Sommermütze fixierten Strähnen lösten sich bereits verärgert wieder, als ich an den Regalreihen entlangschritt. Fast wunderte es mich schon nicht mehr, dass auch dort keines meiner Bücher zum Verkauf ausgestellt war. Auf Nachfrage bei einer Ihrer Verkäuferinnen wurde mir bestätigt, dass besagte Romane nicht bei Ihnen erhältlich seien.

Ihr Verhalten schädigt meine Karriere empfindlich, auch die Karrieren einiger KollegInnen. Eine Namensliste liegt diesem Schreiben bei.

Ich fordere Sie hiermit auf, meine Romane, und die Romane meiner KollegInnen, unverzüglich in Ihr Sortiment aufzunehmen und nicht weiterhin mutwillig vor den Kunden zu verbergen. Desweiteren fordere ich alle Menschen auf, Ihre Buchhandlung zu meiden und ihren Lesestoff im Internet zu bestellen, bis Sie, liebe Buchhändlerin, meine Bücher in vorderster Reihe in Ihrem Schaufenster ausgelegt haben.

Bei Zuwiderhandlung werde ich mir rechtliche Schritte vorbehalten, denn es besteht kein Zweifel daran, dass Sie mutwillig die Verkäufe meiner Bücher verhindern. Es ist mein gutes Recht als Autorin, meine Bücher beim Blick in Ihr Geschäft vorzufinden.

Herzlichst

Simone Keil

 

3 Replies to “Liebe Buchhändlerin,”

  1. Jutta Ahrens

    Liebe Simone, danke für die Ironie. Das ist ja auch das Manko der Buchhändler, dass sie nicht alle die Millionen Romane vorrätig haben können, die auf dem Markt herumschwirren. Das Internet (z.B. Amazon) kann alle zeigen und anbieten, Bestseller wie Schund. Da wird kein Buch benachteiligt. Man ruft den Autor auf und schon sieht man sein Werk. Die Sichtbarkeit wird natürlich durch die Charts gewährleistet. Gut, da ist nicht jeder drin, aber man kann reinkommen. Auf den Buchhändler habe ich keinen Einfluss.

    1. Sarah / Clue Writing

      Im besten Fall könnte man die Buchhändler noch mit selbstgebackenen Muffins überzeugen, das funktioniert vielleicht mal hier oder da, wenn es um kleinere Buchläden geht – aber da es im ganzen Land kleine Buchläden gibt, ist das auch keine praktikable Lösung 😉

      1. Simone Post author

        Alternativ könnte man sich auch im Laden auf den Boden werfen, mit den Beinen strampeln und so lange schreien, bis man blau anläuft. ^^