Die Medien und ich

Von Doro May

Es ist ja immer wieder nett, wenn Buch und Autor in die Zeitung sollen. Werbung braucht das Buch – und wir mit ihm. Konkret: Doro soll nicht nur zu ihrem neuen Roman und Sachbuch in die Zeitung, sondern auch noch gleich darüber schwadronieren, wie sich heutzutage der arme Poet durchs Leben schlägt.

Kolumne_allg_02aDoro hat ein Problem. Wie erläutert man die Vorzüge als (Q)Indie, ohne dass es wie eine Rechtefertigung für ich-hab-keinen-Verlag-der-mich-will  anhört.

Ich hab gesammelt. Gibt es ein Leben vor dem Abi ist so brisant, dass das so eine Sache ist mit ‘nem Verlag. Am Ende streicht mir einer meine lustigsten Böse-Stellen und ich komme wie ein Schaf daher. Oder ich soll Poesie nicht so flapsig absondern. Bitte schön.

Als nächstes hatte ich den Zeitfaktor auf meinem was-sag-ich-Zettel. Ich möchte aktuell sein. Das Buch muss jetzt und sofort in die bundesdeutsche Welt hinaus. Das bin ich mir – äh – den gebeutelten Kids schuldig. Also: Mein Werk ist ganz furchtbar wichtig.

Und dann?

Dann fand ich meine Überlegungen platt und dämlich.

Watt nu?

Ich frag einfach mal meine Mitqindies. Die sind als Indies schon länger im Geschäft und haben Ahnung.

Gute Idee: Sie haben wirklich Ahnung.

Hier die besten Tipps im Überblick:

  • Als unabhängiger Autor bin ich schneller, kann flexibler auf aktuelle Themen reagieren, weil die lange Vorlaufzeit vom Manuskript zum Veröffentlichungstermin als Buch in einem Verlag wegfällt.
  • Ich kann mich mutiger mit Nischenthemen beschäftigen und Konzepte ausprobieren, ohne das Portfolio (festgelegte Produkttypen) eines Verlags bedenken zu müssen.
  • Man verzichtet auf den Handelsweg über die Buchhandlungen oder Kaufhäuser, der selbst für Autoren in Publikumsverlagen nicht immer greift.
  • Als verlagsfreier Autor organisiere ich alles selbst. Die Qualität muss sichergestellt werden mit allem, was dazu gehört; also Cover, Layout, Satz, Lektorat, Korrektorat, Werbung. Der Vorteil liegt aber in der Unabhängigkeit. Es gibt ohnehin nur wenige Autoren, für die Verlage größere Marketing-Budgets bereitstellen – in erster Linie Übersetzungen erfolgreicher Autoren aus dem Ausland wie Mankell, Jonasson, Rowling, Stefanie Meyer und Co.
  • Vorteil als unabhängiger Autor ist, dass ich alles selbst entscheiden kann, auch Genremix schreiben kann wie z.B. bei dem Buch Gibt es ein Leben vor dem Abi. Das ist sowohl Sachbuch als auch Unterhaltungslektüre, denn es hat satirisch-witzige Einschübe, Geschichten aus dem Schulalltag, genaue Fakten aus Recherchen im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Erhebungen/Untersuchungen usw.
  • Oder ich kann so viel Lokalkolorit einfließen lassen, wie ich lustig bin – z.B. wie bei Lioba wechselt die Saite. Jeder Aachener wird die Besonderheiten und die Handlungsorte kennen.
  • Zu Qindie: Ich bin der Website www.qindie.de angeschlossen, einem Qualitätsnetzwerk, das von unabhängigen Autoren/innen ins Leben gerufen wurde. Dort werden ausschließlich auf Lesequalität geprüfte Bücher unabhängiger AutorInnen vorgestellt. Jeder ist eingeladen, dort einmal nach neuem Lesestoff zu suchen.
  • Durch den Qualitätsstandard werden Qindiebücher hoffentlich bald auch für den Buchhandel interessant. Qindie nutzt also für die Indies die alte Regel: Gemeinsam sind wir stark.

Soweit die gesammelten Tipps von Florian, Jacqueline, Simone, Susanne und Regina.

Herzlichen Dank.

Gleich zum letzten Punkt: den Medien ist es ziemlich Wurscht, ob die ein Verlagsbuch oder ein (Q)Indiebuch vorliegen haben. Das erlebe ich jedenfalls Zurzeit. Weder die Lokalpresse noch der WDR schert sich darum. Sie sind ganz einfach an dem Thema interessiert, haben sich mit Leseprobe bzw. Prüfexemplar ausgerüstet und berichten munter, was, wie, wo und warum. Und die Buchhandlungen ziehen nach, weil die Medien das Buch bekannt machen. Alles ganz normal. Wichtig: Die Taschenbuchausgabe darf man nicht zu billig anbieten, weil sonst für den Buchhandel keine Gewinnspanne drin liegt.

Beispiel: Gibt es ein Leben vor dem Abi? wird bei amazon für 11,11 €  (ich mag solche Zahlen …) angeboten. Die Buchhandlungen können es für 7,50 € kaufen. Klar – der Gewinn für den Autor ist in diesem Fall kurz vor Null. Aber ein Anfang ist gemacht – und nächstes Mal trauen wir uns (in diesem Fall Jacqueline und ich), ein klitzekleines bisschen mehr Knete zu verlangen. 11,88 € wär schließlich auch ‘ne schöne Zahl …

Doro May

 

3 Replies to “Die Medien und ich”

  1. David Pawn

    Für mich stellt sich zur Zeit eine ganz andere Frage: Wie komme ich als unbekanntes, kleines Licht überhaupt in den Genuss von Aufmerksamkeit durch Presse o. ä. Kann man wirklich in eine Zeitungsredaktion spazieren und sagen: Mein Name ist Loose – ich kaufe hier ein, äh, mein Name ist Pawn, ich schreibe gerad‘ Buch.
    Bei der Vielzahl von Autoren müsste es ja eigene Zeitungen dafür geben. Mich würde das wirklich interessieren. Wie machen andere das?

  2. Thomas Gronenthal

    Das ist eher einfach: Public Relations heisst hier das Zauberwort. In dem Fall hat eine Pressemeldung aus meiner Feder (Doro May und ich kennen uns seit 15 Jahren) für die nötige Aufmerksamkeit gesorgt. Dazu braucht man Medienkontakte, aber dazu gibt es ja Spezialisten – wie mich.

    1. doro may

      Ohne PR läuft leider nix. Und ein Buch eines eher unbekannten Autors hat eine größere Chance, wenn es sich um ein Thema von allgemeinem Interesse handelt. Der Start mit einem x-beliebig scheinenden Roamn ist sehr schwer, vor allem, wenn man niemanden von der Presse kennt. Ich bin anlässlich meines ersten Romans „Elisabeths Pakt“ (swb-Verlag Stuttgard) dem örtlichen Literaturbüro beigetreten. Solche Literaturorganisationen gibt es in nahezu jeder Stadt. Sie verhelfen z.B. zu Lesungen. Diese wiederum werden in der örtlichen Presse angekündigt – so wird man allmählich bekannt. Für Fernsehauftritte benötigt man dann allerdings mehr PR – genau die, von der Thomas Gronenthal spricht und die er – natürlich auch in wirtschaftlich großem Stil für namhafte Firmen – vertritt.
      Wichtige Voraussetzung für PR: absolut fehlerfreie Produkte, die professionell sind. Sonst geht der Schuss nach hinten los. Niemand wird sich noch einmal für jemanden und sein Produkt einsetzen, wenn die Qualität nicht stimmt. Klingt hart . und ist es leider auch. Investieren lohnt sich, wenn all diese Voraussetzungen getroffen sind.