Rattenauge ist das Qindie-Buch des Monats Februar. Herzlichen Glückwunsch! Aus diesem Anlass hat uns die Autorin etwas über die Entstehung des Romans erzählt.
Der surreale Roman „Rattenauge“ ist wahrlich kein Schnellschuss. Die erste Fassung entstand bereits 1991 ein Teil meines Diploms in der Studienrichtung „Visuelle Kommunikation“.
Als Diplomthema hatte ich mir „experimentelle Typografie“ ausgesucht. Um die Besonderheiten der zwei Erzählebenen des Romans – die Handlung in der realen Welt und die Sagen- und Märcheneinschübe – zu betonen, erfuhren die Märchenpassagen eine spezielle typografische Behandlung. Sie sollten wie Sätze sein, die man im Halbschlaf ins Ohr geflüstert bekommt, ein An- und Abschwellen von Worten, deren Klang im Schlaf widerhallt, bevor man ihren Sinn erfasst.
Den Umschlag habe ich in der Buchbinderwerkstatt der Universität selbst hergestellt und er war auch ein haptisches Erlebnis. Das Leinen des Einbandes bestrich ich ungleichmäßig mit Klebstoff und streute Sand darauf. Nach dem Trocknen folgte die Lackierung und anschließend wurde im Siebdruckverfahren der Titel aufgedruckt.
Die anderen Arbeiten der Diplomprüfung waren Objekte, in denen ich Gedichte verarbeite, wie „der blaue Mann“, eine grobschlächtige, lebensgroße Figur, aus Maschendraht und Pappmaché, in dessen Inneren das Gedicht „Manchmal glaube ich zu steh’n, auf einem tristen Land. Nur Leere ist zu sehn und alles scheint verbrannt. Es hängt an toten Zweigen, kalt und grau die Zeit, und aus den Nebeln steigen, nur Tod und Schmerz und Leid.“ zu lesen war.
„Rattenauge“ wurde danach etliche Male umgeschrieben, zum einen, weil die Protagonisten Telefonzellen benutzten, was sich mittlerweile selbst überlebt hatte. Es fielen auch etliche sehr surreale und abgedrehte Szenen dem Korrekturstift zum Opfer.