Rezension? Ja! Eigene Meinung? Nein!

Von Jack T.R.

ACHTUNG!

Kleine Anmerkung: Dieser Beitrag gibt nicht nur meine persönliche Meinung wieder, sondern ist auch gleichzeitig ein kleines Resümee interessanter Gespräche, die wir mit verschiedenen Autoren, Blogbesuchern unserer Seite und Lesern führen durften. Es ist nicht im eigentlichen Sinne eine Kolumne, sondern ein Beitrag aus der Sicht eines Rezensenten, der gerne mit den verschiedensten Menschen diskutiert. Ja, wenigstens sind wir jetzt nur halb Mainstream. ^^

Vorsicht: Stinknormale Leser

readingWir sind keine Besser- oder Alleswisser. Wir sind in erster Linie Leser. Der kleine Unterschied zu „anderen“ Lesern dürfte eventuell in unserer veröffentlichten Meinung bestehen, die wir auf unserem Blog und anderen Plattformen kundtun. Macht allerdings heutzutage auch fast jeder. Aber in erster Linie sind wir Leser wie fast jeder normale Mensch auch. Alles, was wir von uns geben, ist nur unsere Meinung als Leser. Genau das ist eigentlich eine Sache, die selbstverständlich sein sollte, aber dennoch oft bei uns in den Rezensionen oder anderswo erwähnt werden muss. Wieso? Weil einige Autoren der Meinung sind, dass man deren Bücher gerne in Grund und Boden kritisiert. (Und ich beziehe das auf niemanden direkt, sondern im Allgemeinen aus meinen Erfahrungen und den Austausch der Autoren/Leser, mit denen ich seit meiner Zeit als Rezensent Gespräche führen durfte) Hierbei ist das Wort „kritisieren“ anstelle von „rezensieren“ von Bedeutung. Wenn ich etwas kaufe oder angefragt werde, eine Geschichte zu lesen, dann ist es doch selbstverständlich, dass im Nachhinein eine ehrliche Rückmeldung in Form einer Rezension erfolgt. Nur wenn diese eben mehr kritisch als lobend ausfällt, sind die Absichten oftmals für einige schnell verwechselt. Aber niemals vergessen: WIR SIND ALLE NUR STINKNORMALE LESER.

Gefiel mir wirklich alles?

Ich bin der Meinung, dass in jeder Rezension (und sei das Buch auch NOCH so toll) ein Stück Kritik hineingehört. Ich traue grundsätzlich keinen Rezensionen, die ein Buch von allen Seiten loben, am Ende aber nur 4 von 5 Sternen abgeben und ich mich selbst frage: Wieso lobst du es ausschließlich, wenn es keine volle Punktzahl bei dir bekommt? Ich als potenzieller Leser und Käufer möchte auch gerne die Schwachstellen kennen, ehe ich mich mit großen Erwartungen ans Lesen mache und mich im Nachhinein leicht veräppelt fühle, weil das ach so tolle Buch einiges an Mängeln aufzuweisen hatte. Ich kenne genug Beispiele, in denen auch andere Leser/Rezensenten uns Emails schrieben und sich bedankten, dass wir kleine Kritikpunkte erwähnt haben. Hier füge ich aber auch sicherheitshalber hinzu, dass wir nicht perfekt sind und ich mich nur auf die Meinungen anderer als Vergleich beziehe. So, wie wir unsere Rezensionen verfassen, ist es mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack und für manche zu viel des Guten. Das alles respektieren wir auch, aber es freut uns, wenn bei uns ein Feedback landet, indem wir diesbezüglich positive Rückmeldungen bekommen. Also können wir mit dem, was wir machen, doch gar nicht so falsch liegen? Und wieder: Es ist nur unsere Meinung, auch was die Kritik betrifft.

Rezension eines bösen Kritikers?

Ja, wie so oft sind manche Rezensionen entweder nichtssagend, beleidigend oder durchaus hilfreich und ehrlich. Dabei ist es natürlich wichtig, sich konstruktiv und vor allem respektvoll auszudrücken, denn hinter jedem Buch steckt ein Mensch. Und der hat sich viel Mühe gegeben mit dem Schreiben seines Werks, um es dann an den Leser zu bringen. Gut, es gibt ein paar Ausnahmen, bei denen ich (und auch sicherlich einige andere) gewisse Zweifel hatten, was die „Bemühungen“ während dem Schreiben eines Buches anbelangte. Da sind selbst wir dann doch eher „lockerer“ und schreiben unsere knallharte Enttäuschung so, wie wir sie eben empfunden haben. Das kommt aber nur bei „privat“ gelesenen Büchern vor und auch sehr, sehr selten. Aber hier darf wieder keiner vergessen: Wir sind alle nur stinknormale Leser und haben eine eigene Meinung.

Die „Was ist jetzt wie?“ Rezensionen

libraryKorrigiert mich, falls es jemandem anders ergehen sollte als mir, aber wäre ich ein Autor, würde ich mich über jede noch so kleine Meinungsäußerung zu meinen Büchern freuen. Klar, dass nicht alle Rezensionen und Meinungen zu einem Buch gleich ausfallen, aber das ist wiederum das Tolle an den Menschen: Sie sind alle grundverschieden. Der eine mochte dies, der andere mochte das nicht. Super. Dann schreibt es doch für die Leser und ganz besonders für die Autoren in euren Rezensionen dazu. Es muss nicht so ausführlich sein, wie wir das hier immer machen, aber ich – und das bestätigen mir auch die Aussagen anderer Leser – werde oft nicht schlau aus anderen Rezensionen. Gefiel es jetzt, oder dann doch nicht? Immerhin gab es hier 4 Sterne, aber das Ganze liest sich so widersprüchlich?

Oftmals liest sich das für mich auch so oberflächlich und irgendwie klingt die eine Rezension genauso wie die anderen Rezensionen desselben Rezensenten. Dabei SIND doch die Meinungen und Bücher verschieden. Und hier beziehe ich mich hauptsächlich auf die Blogger, die ich auf Amazon, Lovelybooks und im Internet entdecke. Denn gerade die wollen doch anderen die Bücher  näherbringen, weiterempfehlen oder eben die Käufer vor dem Buch „warnen“. Wobei ich auch kaum Buchbewertungen sehe, die weniger als 3 Sterne haben. Und genau das habe ich auch mit etlichen Lesern schon diskutiert und wir kommen einfach nicht drauf, wieso diese „Was ist jetzt wie?“ Rezensionen überhand im Netz nehmen. Gibt es da keine eigene Meinung?

Und das bitte jetzt nicht in den falschen Hals bekommen, aber Rezensionen mit Wiedererkennungswert finden sich wirklich schwer bei Rezensenten. Wir selbst sind auch nicht perfekt, aber wir versuchen, auf einem ordentlichen Weg zu gehen und den Lesern und Autoren eine verdient ehrliche Meinung zu liefern.

Von Ignoranz, Freude und Toleranz

Da wir gerade bei dem Thema Rückmeldungen und Rezensionen angelangt sind: Wir sind ein Blog, der sich hauptsächlich mit Indies und noch nicht so bekannten Autoren beschäftigt und damit eher gegen den Strom schwimmt. Das Gute an Indies muss ich hier jetzt nicht auflisten, aber wir persönlich finden den direkten Kontakt zu den Autoren einfach super im Vergleich zu großen Verlagen und deren Büchern. Es freut uns dann auch, wenn der Autor uns eine Rückmeldung gibt, unsere Fragen beantwortet oder eben Missverständnisse aufklärt. Leider gibt es da natürlich auch die etwas anderen Autoren. Vorher merke ich lieber wieder an, dass es kein Muss ist, sich bei jedem Rezensenten zu melden, nachdem er ein Buch rezensiert hat. Aber wir persönlich und mit Sicherheit auch andere Leser stecken wirklich viel Zeit und Nerven in die Beiträge, befassen uns oft tagelang mit dem Schreiben, damit wir auch dem Autor eine Rezension liefern können, die ihm so gut wie es nur geht aufzeigt, wie wir sein Buch fanden. Viele Autoren sagen immer: „Es geht mir nicht ums Geld, sondern um die Leser.“

Diese Aussage finde ich ganz toll, nur kann es dann nicht sein, dass man NUR Lobeshymnen erwähnt und sich dort bedankt und ansonsten nichts zu den etwas kritischeren Rezensionen äußert. Ich kann mir gut vorstellen, dass es als Autor nicht leicht ist, mit Kritik umzugehen, aber wenn der Autor eine Rezension von einem Rezensenten „wünscht“ und danach nicht reagiert, verstehe ich den Sinn der Sache mit dem vorherigen Anfragen nicht. Bei einer überschaubaren Anzahl an Rezensionen und Lesern sehe ich persönlich keinen Grund, diese Rezension nicht dankend anzunehmen. Bei unseren Autoren, von denen wir eine Anfrage bekamen, waren jetzt höchstens ein paar kleine Fälle in diese Richtung zu finden. Dennoch kann es nicht sein, dass die Meinung anderer schlimmstenfalls auch nicht hingenommen wird. Den Fall hatten wir bereits. Der Autor erklärte uns auch noch, dass wir die Geschichte falsch gelesen hatten, und die Handlung eigentlich so sein sollte, wie sie uns im Nachhinein erklärt worden war. Nur, wenn ein Autor uns sein Buch am Ende erklären muss, inwiefern hat er seine Geschichte dann gut geschrieben? Und warum akzeptiert er die Meinung der Leser dann nicht? An dieser Stelle aber an ALL die Autoren einen riesigen Respekt für die Akzeptanz ehrlicher und freundlicher Lesermeinungen. Insbesondere, dass die auch als Meinung aufgefasst wird und nicht als Angriff auf die Person selbst. Und wieder nicht vergessen: Wir sind alle nur stinknormale Leser und keine bösen Kritiker.

Weg mit den Vorurteilen

Früher war ich selbst der Meinung, dass ich nie und nimmer ein Buch von einem deutschen Autor im Regal haben werde. Das kam einfach daher, dass die großen Verlage mich mit ihren deutschen Autoren nie wirklich begeistern konnten. Uns wurde auch schon oft mitgeteilt, dass „Indie“-Bücher ungern gelesen und gekauft werden, weil´s eben „selbst publiziert“ ist. Diese Aussage respektiere ich, aber aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus muss ich einfach mal sagen, dass dieses Vorurteil ganz schnell abgeschafft werden sollte. FÜR IMMER. Gerade die Indies sind bei uns ganz groß im Kommen, was den Büchermarkt angeht und ja, wir lesen privat auch weiterhin Verlagsbücher, bloß können die mittlerweile kaum noch mit den Indies mithalten.  Das ist ebenfalls nur unsere Meinung.

Lovelybooks, andere Leser, Blogger & Co.

booksKostenlose Bücher sind ja eine ganz tolle Sache, nicht?! Und hierbei bitte wieder: Keiner sollte sich persönlich angesprochen fühlen, da dies eben angesammelte Gedanken aus Beobachtungen und Gesprächen sind. Fangen wir doch erst mal mit LB an:

Das Konzept auf Lovelybooks finde ich wirklich klasse und ich war bisher bei drei Leserunden mit am Start und Tilly hat auch schon bei einigen mitgemacht. Aber durch die Gespräche mit anderen LB-Lesern, die schon etwas mehr Leserunden hinter sich hatten, kam ich immer wieder aufs Gleiche hinaus: Die Rezensionen sind so kurz, dass man sich ernsthaft fragt, wieso nicht einfach nur der viel aussagekräftigere Klappentext vom Autor als Rezension betitelt wird. Auch in der Leserunde selbst geht es oftmals nicht um die Geschichte an sich, sondern um zig Vergleiche mit anderen Büchern und das Aufsagen von Fehlern.

Auch dass die „Rezensionen“ einer Leserunde am Ende eher wie eine kurze Inhaltsbeschreibung mit einer 5-Sterne-Bewertung wirken, ist wirklich erschreckend. Haben die Schreiber denn keinen Respekt vor den Autoren und den Verlagen, die ernsthafte Lesermeinungen erhoffen? Gerade die Indies, Debütautoren und Kleinverlage brauchen anfangs viele Lesermeinungen, um zu wissen, wie ihre Geschichten bei anderen Menschen ankommen. Vor allem kosten Rezensionsexemplare genauso viel Geld wie normale Bücher auch. Autoren/Verlage/LB „verschenken“ die nämlich nicht einfach so, um am Ende mit lächerlichen 300 Wörtern, die angeblich eine Rezension sein sollen, „belohnt“ zu werden.

Und dieser Umstand ist wirklich traurig L. Klar, dass nicht jeder den Nerv hat, über 1000 Wörter für eine Rezension zu tippen, aber noch nicht mal eine 700 Wörter zählende Meinung OHNE Inhaltsbeschreibung, für ein KOSTENLOSES Rezensionsexemplar? Und auch hier vertreten wir nur unsere Meinung. Der Verfasser hat eine Rezension verdient, die seinem Werk gerecht wird.

Und genau so etwas beobachte ich auch bei anderen Menschen. Sind es Blogger oder Testleser: Die Rezensionen sind einfach keine Rezensionen. Wir selbst lesen hauptsächlich die eBooks, die uns die Autoren bei ihren Anfragen zusenden. Klar, Druckbücher bevorzugen wir immer, aber wir lesen in erster Linie nicht, um kostenlose Bücher zu bekommen, sondern um den Autoren eine ordentliche Lesermeinung und Rezension zu liefern. Wieso klappt das also nicht auch bei anderen?

Sinn und Zweck dieses XXL Beitrags?

Wer bisher her gekommen ist: HUT AB! ^^ Es überkam mich, nach den vielen Diskussionen und Beobachtungen, einfach endlich mal all diese Gedanken niederzuschreiben. Ich will damit niemanden angreifen, sondern einfach nur mal offenlegen, was ich in meinem kurzen Bloggerleben alles schon miterlebt und gehört habe. Und wie sehr ich RICHTIGE Autoren zu schätzen weiß. Denn heutzutage kann sich jeder, der etwas veröffentlicht, Autor nennen. Dasselbe gilt bei den „Bloggern“ und „Rezensenten“. Doch was einen wahren Autor ausmacht, das begreifen die Wenigsten. Nach unseren Erfahrungen sind es die, die eine Meinung anderer akzeptieren können und sie als Diskussionsgrundlage sehen. Auch hinter den Rezensionen stehen einfach nur Menschen. Stinknormale Leser eben. Die eine eigene Meinung haben.

Das war´s von mir und ich bin dankbar um die Autoren, mit denen wir schon zusammenarbeiten durften und bei denen man auch als „Leser“ gern gesehen ist und die eigene Meinung respektiert wird.

Es grüßt

Jack T.R.