Verlagsbücher vs. Indiebücher? – Oder: Müssen es immer Erdbeeren sein? [Kolumne]

Von Marny Leifers

Seitdem Qindie offiziell gestartet ist, habe ich so einige Nachrichten erhalten, in denen besorgt-fassungslos nachgefragt wurde, ob ich denn jetzt nur noch Indiebücher lese. Und ob ich nun gar nichts mehr von Bernhard Hennen lese. Und auch nichts mehr über seine Bücher schreibe. Ich finde das wirklich süß und auch ein wenig lustig, weil der letzte Punkt doch oft kritisiert wird. Aber diese Mails haben mich auch nachdenklich gemacht …

ApfelWarum wird so oft angenommen, dass man keine Verlagsbücher mehr liest, wenn man Indiebücher mag? Es käme doch auch niemand auf die Idee, dass jeder Mensch Erdbeeren oder Kirschen mag, aber niemals beides. Entweder oder. Schwarz oder weiß. Wer sagt denn, dass man sich entscheiden muss? Sind solche Schubladen einfach zu verlockend – oder gibt es da eine Konkurrenz, die ich bisher nicht wahrgenommen habe?

Die großen Publikumsverlage trauen den Lesern meist nicht viel zu und legen fest, was der Leser lesen möchte – was „Trend“ ist. Was in ein Buch unbedingt rein muss, welche Subgenres gut laufen und welche Themen gar nicht gehen. Viele Leser sind mit diesem Angebot ja auch rundum glücklich, aber es gibt eben auch noch andere Leser wie mich, die beispielsweise gern tiefere und etwas anspruchsvollere Geschichten lesen. Oder Bücher zu Themen, die nicht gut laufen.

Mich reizen Indiebücher, weil die auch mal etwas Spezielleres haben, mich ein wenig fordern und dadurch intensiver beschäftigen, in keine Schublade möchten und für mich reizvolle Themen wie beispielsweise die nordische Mythologie behandeln. Natürlich ist das nicht bei allen Indiebüchern so, aber mir gefallen ja auch nicht alle Verlagsbücher, die ich lese.

Man muss sich nicht zwischen diesen beiden Bucharten entscheiden und kann auch einfach beides lesen. Bei mir klappt das prima. 🙂 Sowohl bei den Verlags- als auch bei den Indiebüchern finde ich Perlen, in die ich so richtig versinken kann und die mich noch länger begleiten. Ich sehe da keine Konkurrenz, es ist einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das zeigt sich ja auch bei den Buchbloggern: Viele konzentrieren sich auf Verlagsbücher, aber einige lesen und besprechen auch beides.

Gute Geschichten, die zu den eigenen Ansprüchen und Vorlieben passen – das ist es doch, was meiner Meinung nach zählt. Nicht ob das Buch nun Bestseller, Indie, Nischenprodukt oder eine Verlagspublikation ist. Wie seht ihr das?

Marny Leifers

 

9 Replies to “Verlagsbücher vs. Indiebücher? – Oder: Müssen es immer Erdbeeren sein? [Kolumne]”

  1. Andrea

    Hallo Marny,

    ich sehe das ganz locker und selbstverständlich geht beides, und zwar ganz hervorragend! Ich lese und bespreche sowohl Verlagsbücher als auch Indiebücher, für dieses Schubladen-Denken war ich noch nie zu haben aber manche Menschen brauchen das leider. Gehypter Bestseller oder das Debüt eines Indies – wenn mich das Thema anspricht und die Leseprobe gefällt, lese ich beides. 🙂

    LG
    Andrea

    1. Marny

      Du magst also auch Erdbeeren und Kirschen – und keine Schubladen. Was ich mir ja schon gedacht habe. 🙂 Schön, dich hier zu lesen!

  2. Sabine

    Natürlich geht beides.
    Ich muss aber zugeben, seitdem ich die Kleinverlage und jetzt die (Q)Indie-Bücher für mich entdeckt habe, sind mir Verlagsbücher häufig zu langweilig. Die meisten sind eben doch sehr Mainstream, was mich oft nicht mehr wirklich befriedigt (Klassiker ausgenommen).

    1. Marny

      Der Geschmack der Massen deckt sich oft ja auch nicht mit meinem persönlichen, ich falle auch oft mit Büchern, die irgendwie alle toll finden, auf die Nase. *g* Aber bei den Verlagsbüchern finden sich auch einige Geschichten, in die ich einfach nur abtauche und alles um mich herum vergesse. Nicht unbedingt die Romane, die allen gefallen, sondern eher die mit gespaltenen Meinungen. Aber es gibt da doch vieles, was mich nicht langweilt …

  3. Divina

    Sicherlich geht beides – vorausgesetzt, man nimmt sich auch die Zeit fürs Lesen. Jemand, der sowieso nicht viel liest, könnte bei dem großen Angebot an Indiebüchern Schwierigkeiten bekommen, wenn der SUB (Stapel ungelesener Bücher) immer größer und das selbst vorgegebene Pensum nicht geschafft wird.

    Ich denke, dass die Frage eher daraus resultiert, dass du durch Qindie ein höheres Pensum an Indie-Büchern angeboten bekommst, sodass es schwierig werden könnte, Verlagsbücher in die Lesezeit mit unterzubringen.

    Ansonsten ist es natürlich kein Problem. Man liest ja schließlich nicht auch nur Bücher oder Zeitschriften, sondern oftmals beides.

    1. Marny

      So viele Qindie-Bücher bekomme ich gar nicht angeboten, auch weil ich ein eher begrenztes „Leserevier“ habe. Worüber ich da dann auch mal froh bin. *g* Und auf Verlagsbücher könnte ich schon allein deshalb nicht verzichten, weil viele meiner Lieblingsautoren eben in großen Verlagen veröffentlichen. Das mit der Lesezeit ist momentan allerdings wirklich ein Problem, auch wenn meine Lektüre eine schöne Mischung aus Verlags- und Indiebüchern ist.

  4. Thomas Dellenbusch

    Ich lese keine Autoren. Ich lese keine Verlage. Ich lese Bücher. Gute Bücher. Wer sie geschrieben hat, wer sie produziert hat, das ist relativ egal. Und die Bezeichnung „gut“ wiederum ist relativ. Ein renommierter seriöser Verlag könnte ein Hinweis darauf sein, ebenso ein bekannt begnadeter Autor, aber auch das „Q“. Muss aber nicht. Entscheidend sind weder Autor, Verlag oder das „Q“. Entscheidend ist letztendlich mein eigener Geschmack und wie gut jener Freund diesen kennt, der mir ein Buch empfiehlt.

  5. Manuel

    (Verlags-)Erdbeeren oder (Selbstverlags-)Kirschen? Prinzipiell kann beides lecker sein. 🙂 Bei Ungenießbarkeit hilft Ausspucken, egal ob nun verwurmte Kirsche oder Erdbeere, die nach Wanze schmeckt. Es lebe die Vielfalt – beim Obst genauso wie bei Büchern und E-Books! 😀