2010 kam ich von der Buchmesse Frankfurt nach Hause zurück. In der Mischung aus Erschöpfung und Aufregung schwang dieses Mal ein Unterton der vagen Frustration mit. Ich hatte viele Autoren getroffen, kurze Gespräche geführt, mit einigen auch längere, ebenfalls mit Verlagsleuten. Viele Autoren spiegelten mir ihre Bemühungen, sich zu biegen und zu strecken, um den Forderungen der Verlage gerecht zu werden, um irgendwo unterzukommen. Um angeheuert zu werden. Um in die Jobbeschreibung zu passen. Viel Frust. Viel „Wenn ich könnte, würde ich dies und jenes tun.“
In meinem Inneren formte sich ein verrücktes, beklemmendes Bild, von dem ich noch immer den Verdacht hege, dass es so weit nicht von der Wahrheit weg ist.
Der Buchmarkt stellte sich mir so dar, dass es eigentlich die Verlage seien, die Bücher in Auftrag gäben und die Autoren sich nur für diese angebotenen Jobs bewerben könnten. Es schien mir, als ob es die Verlage wären, die Bücher machen, und die Autoren wären dabei nur ein notwendiges, manchmal unbequemes Werkzeug.
Verlage schaffen ein Buchangebot – von ihrer Sicht des Buchmarkts ausgehend. Oft wird diese Sicht des Buchmarktes geprägt durch die Vorstellungen und Wünsche des Marketings, die Bemühungen, ein Bild der Leserschaft zu entwerfen und Marktentwicklung durch eine Brille vorauszusehen, deren Schliff manchmal gehörig verzerren kann.
(Von einigen Leuten aus der Buchbranche hörte ich den Satz „Phantastik geht gar nicht mehr.“ Sind die Phantastik-Leser plötzlich vom Angesicht der Erde verschwunden? Lesen sie jetzt plötzlich alle Betroffenheitslyrik, knallharte Tatsachenberichte und Midlife-Crisis-Novelismus? – Kurz darauf erlebte „Game of Thrones“ einen großen Boom.)
Es entsteht der Eindruck, dass Verlage auch durch ihre Bemühungen, hohe Auflagen zu erzielen, den Markt verzerren können. Die Bedürfnisse des Lesers, ihre Wünsche lenken, gängeln und durch ein spezielles Angebot verzerren.
Vielleicht bedarf diese Verzerrung eines Korrektivs. Eines Autorenkorrektivs.
Ein Autor, der für einen Verlag arbeitet, ist gegenüber seinem Redakteur verantwortlich. Der ist wiederum verantwortlich gegenüber seinem Vorgesetzten, dessen Vorgesetzten, dem Marketing, dem Mutterkonzern und so fort.
Ein freier, unabhängiger Autor ist nur gegenüber seiner Leserschaft verpflichtet.
Lesen ist eine intime Angelegenheit zwischen Autor und Leser. Dazwischen passt nur eine Buchseite. Der Autor umstrickt den Leser mit seinem fortlaufenden Traum und nährt ihn mit Erfahrungen, wie sie nur ein gutes Buch geben kann.
Gut sollte es sein. Qualität ist wichtig. Sonst ist er schnell aus, der Traum.
Verlage gelten hier als „Qualitätsportale“.
Wenn aber ein Lektor oder Redakteur einem Autor nahelegt, er solle doch eine Überarbeitung seiner Erstfassung unterlassen, die Leser würden das ohnehin nicht merken und zu gute Sprache würde sie nur verwirren, dann wird klar, dass Verlage auch nicht länger Garanten für Qualität sein können.
Dennoch braucht es eine Instanz, welche die Funktion eines solchen Qualitätsportals erfüllt. Für den Leser. Für den Autor.
Braucht es dann vielleicht, in unserer veränderten Situation, neue, andere Qualitätsportale? Wer soll diese Aufgabe übernehmen?
Für wen hat seit jeher die Verantwortung gegenüber dem Text die größte Bedeutung?
Für die Autoren.
Wir sind die Erzähler. Wir sind die Autoren.Wir schreiben die Bücher.
Ihre Qualität liegt uns am Herzen.
Wir schreiben für den Leser, sonst niemanden. Wir sind dem Leser gegenüber verantwortlich.
Wir sind das Autorenkorrektiv. Wir helfen uns gegenseitig, diese Qualität zu wahren, unseren Vertrag gegenüber dem Leser einzuhalten. Wir stützen uns dabei auf Lektoren, Korrektoren, Grafiker, Illustratoren und viele andere.
Qindie – Qualität und Unabhängigkeit. Das Erzählen zurück auf seinem natürlichen Stand.
Natürlich gibt es sie, die guten Verlage. Es gibt zum Glück viele davon. Und natürlich gibt es sie, die Menschen in diesen Verlagen, denen Bücher am Herzen liegen, die Bücher lieben, die mit Leidenschaft, Professionalität und Kenntnis Bücher machen. Genau wie wir. Dennoch überkommt einen der Eindruck, dass diese Menschen sich zunehmend ein wenig machtlos fühlen gegenüber Faktoren und Mächten, für die andere Dinge zählen.
Es wird auch zukünftig Verlage geben. Gute Verlage. Mit Menschen darin, denen Bücher am Herzen liegen. Und das ist gut und richtig so.
Aber es geht auch anders.
Auch uns, den Autoren, liegen Bücher am Herzen. Gute Autoren haben großen Respekt vor dem Text und kennen ihre Verantwortung gegenüber seiner Qualität und gegenüber ihren Lesern nur zu gut.
Nicht in Konkurrenz zu den Verlagen. Als Ergänzung und Korrektiv.
Wir arbeiten für die Leser. Wir schreiben Qualität. Wir stützen uns in unserer Verpflichtung zur Qualität gegenseitig.
Für den Leser.
Damit er ein gutes Buch in den Händen hält.
Damit er unterhalten wird.
Damit er Vielfalt bekommt.
(Und der Phantastik-Leser auch weiterhin Phantastik lesen kann.)
Qindie – Das Autorenkorrektiv. Autor. Leser. Kein Zwischenhändler.
Qindie – Qualität im Indie Cut.