Doro May: Lioba wechselt die Saite
Völlig nackt steht Lioba auf einer Bank vor dem Aachener Hauptbahnhof und ruft in die Menge: „Wer will mich?“ Alle glotzen sie an, doch keiner schreit „Hier!“
Schweißgebadet wacht sie auf, schüttelt sich, um dieses entsetzlich peinliche Gefühl loszuwerden, und beschließt, sich umgehend von den Partnerbörsen im Internet wieder abzumelden.
Nun hat sie sich damit abgefunden, dass es zurzeit keine unverhoffte Hauptrolle für sie gibt. Nein, in ihrem Inneren ist nichts, das morgen flüstert, morgen ist der Tag aller Tage, morgen passiert etwas Ungeahntes, etwas Wundervolles.
Als dann doch der Tag aller Tage anbricht, muss sie nur noch zugreifen …
Florian Tietgen: … wenn es Zeit ist …
Für Henrik gibt es viele Gründe, sich vor der Welt und dem Leben zu verstecken. Da ist sein Hang, zuzuschlagen, wie sein Vater es bei ihm getan hat. Da ist seine beste Freundin Michi, die behauptet, er könne mit seinem Atem Knochenbrüche heilen und da ist eine Zeitung, der zufolge er ein totes Kind zum Leben erweckt haben soll. Da ist Jan, den er am liebsten küssen würde. Und da sind die Farben, die wie Nieselregen die Menschen umgeben, die aber außer ihm niemand sieht. Haben die mit dem Kästchen zu tun, das ihm seine Großmutter vor ihrem Tod mit den Worten in die Hand gab, er solle es behüten. Und erst öffnen,
… wenn es Zeit ist …
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