Von Wien geht es über Dortmund nach Spanien. Wenn Elsa von trockenem Schweinsbraten erzählt hat, hoffen wir für den Truthahn unseres heutigen Gastgebers, dass Gewürze zu selbstverständlich sind, um sie zu erwähnen. Die beschriebene Winterlandschaft macht Appetit und ein derart aufwendig gestalteter Advent erhöht ganz sicher die Vorfreude auf das Fest.
1. Wo bist du aufgewachsen und wie habt ihr dort Weihnachten gefeiert?
Für ein Stadtkind war die Vorweihnachtszeit geprägt von geschäftiger Hektik, festlicher Straßenbeleuchtung und Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt. Und gerade der Dortmunder Weihnachtsmarkt zählt auch heute noch zu den größten und schönsten Deutschlands und lockt zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an.
Schwer vorstellbar, dass inmitten des Trubels so etwas wie besinnliche, festliche Stimmung aufkam, aber es war tatsächlich so. Die Dunkelheit, die Kälte und die zahllosen Lichter sorgten dafür, dass selbst im schlimmsten Gedränge – die vier verkaufsoffenen Samstage musste man damals wohl als kommerzielles Großereignis bezeichnen – genug Zeit und Raum war für staunende Kinderaugen, Vorfreude auf das Fest und gespannte Erwartung auf die Geschenke.
2. Gab es Rituale für den Heiligabend und den ersten und zweiten Weihnachtstag?
Ganz früher musste ich bis zum Weihnachtsmorgen auf die Geschenke warten. Aber sobald ich mit Schulkameraden in den Erfahrungsaustausch getreten und über die Rituale in anderen Familien informiert worden war, gelang es mir, meine Eltern davon zu überzeugen, die Bescherung auf Heiligabend vorzuziehen. Schließlich könnte ich dann viel besser schlafen, wovon am nächsten Tag alle profitieren würden.
Am 1. Weihnachtstag ging es dann immer zu den Großeltern, wo ich gewöhnlich versucht habe, mich durch übermäßigen Genuss von Buttercremetorte zu vergiften.
3. Was habt ihr gegessen und hast du ein Rezept für uns?
Abgesehen von besagter Buttercremetorte stand (und steht) an den Feiertagen gewöhnlich eine Pute auf dem Speiseplan, eingeleitet vom obligatorischen Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend. Mein Rezept für die Pute ist very basic: Ofen vorheizen, Pute rein, warten (eine Stunde pro Kilo), Pute raus, essen.
4. Welche Rolle spielten Geschichten oder die Weihnachtsgeschichte?
Seltsamerweise habe ich daran aus meiner Kindheit keine besondere Erinnerung mehr, kann die Frage aber glücklicherweise zu einer eleganten Überleitung in die Gegenwart benutzen. Insbesondere Romane und Filme mit weihnachtlicher Handlung haben mich schon immer fasziniert und mich auch bei meiner schriftstellerischen Tätigkeit inspiriert und beeinflusst. Im Advent laufen bei uns diese Filme dementsprechend in Dauerschleife und „Single Bells“, „Der kleine Lord“ oder auch „Tödliche Weihnachten“ habe ich bestimmt jeweils schon ein dutzend Mal gesehen. Nur zu den „Drei Haselnüssen für Aschenbrödel“ finde ich irgendwie keinen Draht.
Und in allen meinen Romanreihen gibt es mindestens einen Titel, der in der Vorweihnachtszeit oder sogar an Heiligabend spielt. Wie zum Beispiel „Tod auf dem Weihnachtsmarkt“ oder „Ihr Killerlein kommet“, um nur zwei zu nennen.
5. Welche Rituale hast du in dein Erwachsenenleben übernommen?
So, jetzt wird es umfangreich. Mein persönlicher Weihnachtsengel Gabi und ich haben nicht nur vieles übernommen, sondern auch einiges neu geschaffen.
Da ist zunächst einmal der Baum. Der ist fester Bestandteil der Dekoration und hat die Dauer seiner Präsenz über die Jahre hinweg bis auf über einen Monat ausgedehnt. Spätestens am sechsten Dezember, meist jedoch schon am ersten Advent, erstrahlen die Lichter und sie verlöschen frühestens am sechsten Januar.
In unserer Kindheit wurde der Baum erst am Heiligen Abend aufgestellt und geputzt, aber in den letzten Jahren haben wir beschlossen, die festliche Atmosphäre, die uns in den erleuchteten und geschmückten Straßen begleitet, auch möglichst bald in unser Heim zu holen. Deshalb ist auch unser Haus schon im gesamten Advent weihnachtlich dekoriert und illuminiert.
Ein Adventskalender mit Schokoladenfüllung (aber bitte nur der ganz einfache) gehört natürlich ebenso dazu wie Stollen, Kekse und weihnachtlich-würzige Heißgetränke mit und ohne Alkohol.
Nachdem wir unseren Lebensmittelpunkt in den Süden verlegt hatten, wo weder Kälte noch Schnee für das passende Ambiente sorgen, beschloss ich dann vor ein paar Jahren, mir eben dieses Ambiente ins Wohnzimmer zu holen. Also habe ich eine Winterlandschaft aus Montageschaum und Gips gebaut und mit einem kleinen Gleisoval und etwa einhundert von Gabi eigenhändig bemalten Figuren versehen.
Nun haben wir Skipisten, Eisbahn, Weihnachtsmarkt und Christmesse zu Hause und können uns an jedem Dezemberabend daran ergötzen. Nur die Bahn fährt nicht, weil ein halbes Dutzend Katzen jedwede Bewegung auf der Platte zum Anlass nehmen würde, selbst zum gestaltenden Bestandteil des Dioramas zu werden.
6. Welche Bücher verschenkst du zu Weihnachten?
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, fast in jedem Jahr eine kostenlose Weihnachtsgeschichte zu schreiben und meine Leser damit zu beschenken. Zwei davon („Die Katze am Fenster“ und „Der Stern von Bethlehem“) sind dauerhaft auf meiner Homepage oder bei Amazon erhältlich. Zudem gibt es auch in diesem Jahr in der Weihnachtszeit eine brandneue Geschichte: „Christmas with Eve – Feuerprobe für Joanna“.
Und für das kommende Jahr habe ich auch schon eine im Kopf.
Lieber Ulli, wir wünsche dir, deinem persönlichen Weihnachtsengel Gabi und den Katzen ein wunderschönes Fest.