Von Fahrstühlen, Spiritualität und Drachen: Kari Lessir im Qinterview

Liebe ist magisch. Sie ist der Menschen Treibstoff und Trost. Schon deshalb gibt es so viele Liebesromane. Bei Kari Lessir finden wir ganz viel dieser Magie. Und Qinterviewauch ganz viele von den magischen Wesen, die uns Menschen unterstützen, wenn wir die Liebe etwas betriebsblind nicht finden. Die uns sozusagen die Tankklappe zeigen, um im Bild des Treibstoffs zu bleiben. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man den etwas vorlauten Gesprächspartner so erlebt, der unsere Fragen beim Qinterview für Kari Lessir beantwortet hat, Aber mit kessem Selbstbewusstsein lässt sich viel erreichen. Seid gespannt.
1.    Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?

Ich? Kennt ihr mich nicht? Ich bin Ximaio, der Drache aus dem Roman „Liebe auf Schamanisch“ von Kari Lessír. Vielleicht meint ihr aber meine Schöpferin? Die ist gerade beschäftigt, aber ich soll für sie hier Rede und Antwort stehen. Was natürlich den Vorteil hat, ich kann ein paar Sachen erzählen, über die sie sonst niemals sprechen würde (tiefes grollendes Lachen).
Fangen wir gleich damit an: Sie ist mit Leib und Seele Indie-Autorin. Sie liebt ihre Freiheit, genau wie ich. Hm, vielleicht hat sie mich deswegen so geschaffen? Muss ich mal darüber nachdenken. Aber wieder zurück zur Frage: Kari schreibt und veröffentlicht spirituelle Liebesromane, in denen ich – Ximaio – die Ehre hatte, das Licht der Welt zu erblicken.

2.    Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?

Darüber kann ich euch ganz viel erzählen. Meine Schöpferin kommt aus dem Verlagswesen. Sie hat zwanzig Jahre lang in Lektorat, Produktion und Redaktion gearbeitet, bevor sie sich als freie Autorin selbständig gemacht hat. Ihr Fachwissen plus ihrer Liebe zum Lesen und ihrem Freiheitsdrang, da konnte sie ja nur selbst publizieren. Außerdem habe ich sie schon sagen gehört, dass es ihr Spaß macht, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Was sie natürlich nicht weiß – das verrate ich nur euch -, ist, dass sie ständig Geschichten im Kopf hat. Schon immer. Nur früher hat sie sie nicht aufgeschrieben. Aber ich kenne sie alle, weil ich als Drache problemlos in ihren Kopf schauen kann. Und selbst von dort geschlüpft bin. (leises Kichern)

3.    Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?

Ich habe Kari gerade telepathisch gefragt. Sie meint, sie sei ja schon seit 2008 per Self-Publishing unterwegs, als das noch ziemlich anrüchig war und man sich damals seinen Ruf als Autorin versaut hat. Hat sie nicht gestört; sie hat schon immer ihr Ding gemacht. Freiheitsliebe, ihr versteht (zwinkert)

4.    Was findest du beim Self-Publishing problematisch?

So wie ich Kari kenne, gefällt ihr das Wort „problematisch“ aus Prinzip schon mal GAR NICHT. Für sie gibt es nur Herausforderungen, denen man sich stellt und die man bewältigt. Oder eben nicht. Was ihr am Self-Publishing nicht so gut gefällt, sind qualitativ schlechte Bücher, Betrügereien um die Aufmerksamkeit der LeserInnen und E-Book-Piraterie. Sie ist ein ehrlicher, absolut geradliniger Mensch. Bei so was schüttelt sie regelmäßig den Kopf und fragt sich, wie man nur so drauf sein kann.
Na ja, Wolkenkuckucksheim … Typisch Autorin, sage ich da, aber was will man machen? Auch solche Geschöpfe haben ein Recht zu leben und zu schreiben (macht ein Kussgeräusch).

5.    Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?

Qindie natürlich, und andere Zusammenschlüsse ernsthafter Indie-Autoren, die wirklich daran interessiert sind, sich in ihrer Passion zu verbessern. Sagt Kari. Mein Ding ist das ja nicht. Ich ziehe die Verbindung zu anderen Drachen vor …

6.    Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)

(Prustet los) Kari macht das Selbstverlegen Spaß. Noch, muss ich sagen, weil sie regelmäßig Abwechslung in ihrem Leben braucht. Sobald etwas langweilig wird, knallt sie es in die Ecke und macht etwas komplett anderes. Mit 100 Sachen in die Kurve, wie ihr Menschen gerne sagt. Aber ich glaube, das ist in einem anderen Zusammenhang. Darüber muss ich noch mal nachdenken (breitet die Schwingen aus und hebt vom Boden ab).

7.    Deine Bücher berühren oft Esoterisches. Wie wichtig ist dir Spiritualität oder Glaube?

Ach so. Ihr wart noch nicht fertig mit dem Interview? Na gut. Dann komme ich zurück (landet wieder).
Die Frage passt natürlich genau zu mir, schließlich bin ich das Krafttier des männlichen Protagonisten im Roman „Liebe auf Schamanisch“. Glaube war für Kari schon immer sehr wichtig. Es gab Zeiten, da wollte sie Theologie studieren und den Menschen den Weg zu Gott zeigen. Doch daran hinderten sie ihre tausend anderen Talente und ein Aufzug im inzwischen abgerissenen Uni-Turm an der Frankfurter Goethe-Universität, sodass sie davon Abstand nahm. Pst, sie mag nämlich keine Aufzüge, aber das habt ihr nicht von mir. Sie hat daraufhin Musik und Musikwissenschaft studiert und sich eben in ihrer Freizeit mit dem Christentum, dem Judentum und später mit Spiritualität beschäftigt. Das zieht sich durch ihr ganzes Leben und hat sie sehr geprägt. Deswegen hat sie sich auch in ihren Romanen auf die Spiritualität konzentriert. Spirituelle Liebesromane, die auch noch gut geschrieben sind, gibt es nämlich nicht so viele. Ich jedenfalls bin froh über ihre Entscheidung, sonst würde ich jetzt nicht mit euch reden.

8.    Suchen Leser auch persönlichen Rat bei dir?

Mein „Mensch“ Patrick sucht oft Rat bei mir, aber das meint ihr, glaube ich, nicht. Eher bei Kari, oder? Sie bekommt viele Mails und Nachrichten, in denen LeserInnen ihr erzählen, was sich nach der Lektüre ihrer Bücher verändert hat. Und dann freut sie sich immer riesig und hüpft mit Dankesliedern durch die Wohnung. Na ja, da lässt man sie am besten in Ruhe. Selbst ich.

9.    Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?

Kari hat keine Testleser. Sie schreibt ihre Manuskripte in einem Rutsch durch, dann legt sie sie für rund zwei Monate zur Seite. Und danach überarbeitet sie sie noch mal komplett – und gibt sie anschließend ins Lektorat. Erst die fertigen Romane gehen vor Veröffentlichung an ihr Rezensenten-Team. Aber die kritisieren die Bücher nicht; die schreiben Rezis. Das ist für Autoren sehr wichtig, sagt Kari immer. Kann ich nicht nachvollziehen, aber ich bin Drache, nicht Autor.

10.    Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)

Warte, ich frage gerade mal Kari … Nein, Treffen noch nicht, dafür aber Feedback und Vorschläge bei Leserunden.

11.    Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)

Sehe ich so aus, als würde ich machen, was Kari von mir erwartet (dreht sich mit im Sonnenlicht schillernden Schuppen im Kreis)? Ich mache grundsätzlich, was mir gefällt. Und die anderen Figuren auch, wobei die etwas harmloser sind als ich. Aber ich bin ja auch ein Drache …

12.    Wie hat sich dein Alltag durch das Schreiben verändert?

Das ist ganz einfach: Kari ist jetzt nur noch für uns da. Wir müssen sie nicht mehr mit so einem seltsam nüchternen Ort namens „Büro“ teilen.

13.    Was machst du, wenn du nicht schreibst?

Wir turnen ständig in ihrem Kopf rum. Wenn Kari also nicht schreibt, sind wir alle trotzdem bei ihr aktiv. Manchmal lassen wir es allerdings auch zu, dass sie sich mit ihrem zweibeinigen Mitbewohner befasst. Der ist deutlich jünger, aber schon viel größer als sie. Menschen sind schon eine seltsame Spezies …

14.    Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?

Aaaah, ja, das ist lustig. Zum Schreiben ist Kari durch uns gekommen. Durch Figuren wie mich. Wir haben so lange in ihrem Kopf randaliert, bis sie sich entscheiden musste: Wird sie verrückt und geht zum Arzt – oder sie lässt uns raus. Sie war dann so vernünftig und hat sich für unsere Freiheit entschieden. Aber da war sie schon über dreißig Sommer alt. Tststs. Ich sage nur „Menschen …“

15.    Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?

Da flüstert mir Kari gerade zu, dass sie es liebt, durch das Schreiben in das Seelenleben anderer Menschen eintauchen zu können. Sie hat da ja so eine besondere Gabe: ihre Hellfühligkeit. Sie kann sich komplett in andere hineinversetzen und weiß dann einfach, wie sie empfinden, denken und ticken. Das kann sie ganz hervorragend fürs Schreiben nutzen, indem sie vollständig mit ihren Figuren verschmilzt.
Und das ist auch zugleich der Punkt, an dem sie immer wieder missmutig grummelt: Für dieses Verschmelzen benötigt sie Zeit. Deswegen kann sie nicht mal hier fünf Minuten, mal da zehn Minuten an der Tastatur hängen. Sie braucht Ruhe und das Gefühl, keine Termine im Genick zu haben. Erst dann flutscht das Schreiben.

16.    Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?

Bei Kari gibt es nur diesen einen jüngeren, aber viel größeren Zweibeiner an dem Platz, an dem sie wohnt. Und der ist, ehrlich gesagt, froh, wenn sie schreibt. Dann kann er nämlich Sachen machen, die sie ihm sonst vielleicht nicht erlauben würde (grinst frech).

17.    Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)

Kari hat da so ein schwarzes Ding, in dem kleine dunkle Kringel tanzen. Ich glaube, sie nennt das E-Book-Reader. Den hat sie ständig vor der Nase, wenn sie nicht gerade an einem ihrer Bücher schreibt. Besonders abends im Bett. Und dann wundert sie sich, dass sie morgens müde ist. Tststs (schüttelt den Kopf). Okay, sie raunt mir gerade zu, ich soll nicht solche intimen Details ausplaudern. Aber das macht es doch gerade spannend, finde ich. Ihr doch sicher auch, oder?
Und was sie am liebsten liest? Liebesromane und ein bisschen Fantasy, am besten mit Drachen (klopft sich auf die Brust und lacht dröhnend). Aber die Bücher müssen schon vernünftig geschrieben sein, sonst nörgelt sie an einem Stück. Neulich hat sie sogar dieses schwarze kleine Ding runtergeworfen – und ein Loch in den Fußboden geschlagen. Nur weil die Geschichte unmöglich war, wie sie geschimpft hat.
Am liebsten liest sie übrigens Siri Lindbergh, Michelle Raven und Stefanie Ross. Und von den Qindies sind es Divina Michaelis, Patricia Jankowski und Susanne Gerdom. Wobei ich ja finde, dass in den Geschichten immer Drachen vorkommen müssen. Sonst taugen die nichts.

18.    Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)

Bei Kari liest immer die Autorin mit. Ich versuche zwar, ihr das auszureden, aber an dem Punkt ist sie echt stur (grummelt).

19.    Welches Buch hättest du gerne selber geschrieben?

Eben hat sie gerade gelacht. Sie meint, sie schreibt genau die Bücher, die perfekt zu ihr passen. Sie habe in der Hinsicht keinen Bedarf. Okay, wenn sie meint …

20.    Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?

Die von In Flagranti Books zu „Wunschträume“, ruft mir Kari zu. Die war so profund und top begründet, dass sie daraufhin das Buch noch mal komplett überarbeitet hat.
Ich weiß ja, dass Kari sehr viel auf kritische Stimmen gibt. Sie meint, man selbst sei irgendwann „betriebsblind“, was auch immer das bedeutet. Und durch Kritik könne man sehr viel lernen, wenn sie sachlich und ernsthaft sei.

21.    Worum geht es in deinem neuen Buch und warum sollte man es unbedingt lesen?

Das neue Buch „Blind Date mit der Liebe“ hat mich schon ein bisschen enttäuscht, muss ich gestehen. Ich, der Drache Ximaio, bin da NICHT drin! Könnt ihr euch das vorstellen? Ein Buch ohne mich? Das geht gar nicht. Aber Kari denkt offensichtlich, dass es wohl trotzdem gelesen wird. Und komischerweise ist es so. Ich verstehe die Zweibeiner nicht …
Ach so, ihr wollt wissen, worum es in dem Buch geht? Tja, das ist natürlich wieder einer von Karis Liebesromanen, diesmal über die Liebe zwischen einer taffen Karrierefrau und einem Ex-Sportler, der durch einen Unfall erblindet ist. Kari setzt den beiden in der Geschichte ganz schön zu. Mann-oh-Mann. Vielleicht ist es doch gut, dass ich nicht dabei bin. Jedenfalls müssen sie einiges durchstehen, nicht nur innere Ängste, Zweifel und Sorgen. Kari ist bei diesem Buch richtig, richtig fies drauf. Beängstigend fies (erschauert kurz).
Aber sie weiß, was sie schreibt, muss ich gestehen. Sie hat mehrere Blinde interviewt und einen von ihnen sogar mehrere Tage lang mit seinem Vierbeiner im Alltag begleitet. Das war vielleicht interessant! Sogar für mich, auch wenn dieser Vierbeiner keine Schuppen, sondern seltsam kurze Haare hatte.

22.    Was wird dein nächstes Projekt?

Moment, was macht Kari denn jetzt? Ach so: sie zieht eine Schublade auf und legt zwei Mappen auf den Tisch. Wozu soll das gut sein? (kneift die Augen zusammen)
Jetzt habe ich es verstanden: Das sind zwei fertige Manuskripte, die auf die Überarbeitung warten. Als nächstes wird sie den dritten Teil der Seelenreise-Reihe druckreif machen. JA! Das finde ich sehr gut. Da bin nämlich ich wieder mit dabei! Oh, ich erzähle euch schon mal was. Das ist nämlich so … AUA! Kari, hör auf, mich mit dem Schraubenzieher in den Bauch zu piksen. Da bin ich extrem empfindlich. Ja, ja, ich bin schon still.

23.    Wo findet man dich im Internet?

Ich sage nichts mehr; ich bin in meiner Drachenehre verletzt (geht hoch erhobenen Hauptes ab).

Homepage: https://www.kari-lessir.de/
Facebook: https://facebook.com/karilessir
Twitter: https://twitter.com/kari_lessir
Instagram: https://www.instagram.com/kari_lessir/
Youtube: https://www.youtube.com/c/KariLessir
Google+: https://www.google.com/+KariLessir
Goodreads: https://www.goodreads.com/author/show/6594816.Kari_Less_r

 

About Florian Tietgen

... trat 1959 als jüngerer Zwilling seinen Bruder auf die Welt, bevor der Arzt entsetzt rief: "Huch da kommt ja noch einer." Seitdem verstecke ich mich erfolgreich in unterschiedlichen Berufen und habe seit 2003 verschiedene Geschichten und Bücher veröffentlicht. Vorwiegend schreibe ich für Jugendliche und Gesellschaftsromane.