Von Enkel, Hund und Bücherwelten: Cordula Broicher im Qinterview

Qinterview 3Für die kurze Zeit, die Cordula Broicher sich erst im Self-Publishing engagiert, hat sie sich schnell einen Namen gemacht. Ihre Bücher treffen das Herz der Leser und bieten die richtige Mischung aus Gefühl und Spannung und sind eine passende Lektüre für den Strand.
Für den Juli hat sie uns ein paar Fragen beantwortet.

1.    Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?
Hallo, mein Name ist Cordula Broicher und ich schreibe bereits seit einigen Jahren. Letztes Jahr habe den großen Schritt gewagt und meine Romane aus den Schubladen befreit. Bisher habe ich drei Bücher und eine Erzählung als Selfpublisher veröffentlicht.

2.    Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?
Die Suche nach einem großen, bzw. mittelgroßen Verlag erwies sich als äußerst schwierig. Deshalb habe ich überlegt, wie ich am besten – für mich – vorgehen soll. Ich denke schon, dass ich auch einen kleinen Verlag gefunden hätte, aber ich wusste aus den Erfahrungen meiner Kollegen, dass der Verlag das letzte Wort bzgl. Lektorat, Satz, Cover und Titel hat. Da ich auch keinen Vorteil in puncto Marketing erkennen konnte, wollte ich mir die anderen Dinge nicht aus der Hand nehmen lassen. So bin ich völlig ungebunden, habe auch die Möglichkeit z.B. mit dem Cover zu experimentieren, bin völlig frei in der Preisgestaltung und bei Marketingaktionen.

3.    Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?
Meine Erfahrungen sind bisher sehr unterschiedlich, aber auf jeden Fall positiv. Jetzt bin ich ein gutes Jahr dabei und habe bereits sehr, sehr viel gelernt. Einmal darin, wie so ein Buch – bis auf den Schreibprozess – überhaupt entsteht, und zudem unendlich viel über Socialmedia und Marketingmöglichkeiten.

4.    Was findest du beim Self-Publishing problematisch?
Es gibt noch kaum Qualitätskriterien. Qindie ist da die ganz große Ausnahme und wird zunehmend bekannt unter den Lesern. Ansonsten haben Indieautoren nach wie vor keinen besonders guten Ruf. Zu Unrecht. Es gibt viele ausgezeichnete Kollegen, die sich durchaus mit Autoren von großen Verlagen messen können.

5.    Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?
Die Leser müssten noch mehr an der Hand haben, um Qualitäten unterscheiden zu können, damit sie nicht, eventuell, nach einem ersten Missgriff Indiebücher nicht mehr zur Hand zu nehmen möchten. Qindie ist da sicher eine gute Plattform.

6.    Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)
Wie schon oben erwähnt: Ich habe einfach alles selbst in der Hand. Kann Satz, Cover und Titel aussuchen, selbst den Preis festlegen. So bin ich durchweg selbst dafür verantwortlich, wie viele Bücher ich verkauft bekomme und nicht abhängig davon, was der Verlag aus meinem Buch macht.

7.    Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?
Meine ersten Testleser sind mein Mann und meine beste Freundin. Die beiden kennen mich natürlich sehr gut und können sich bestens hineinversetzen in das, was ich da zu Papier bringe. Von daher treffen sie eigentlich immer genau die Punkte, bei denen ich mir selbst nicht schlüssig bin und sparen nicht mit konstruktiver Kritik, die mir immer sehr gut weiterhilft. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht, da ist es gut, jemanden von außen drüberschauen zu lassen.

8.    Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)
Nein, bisher kamen noch alle Ideen von mir. Aber die Vorstellung an sich gefällt mir.

9.    Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)
Das kommt vor. Deshalb habe ich gerade die gesamte Hintergrundgeschichte meines Protas ändern müssen. Er tickte einfach nicht so, wie ich es ursprünglich geplant hatte.
Aber auch durch die Dialoge der einzelnen Personen macht die Geschichte schon mal den einen oder anderen Schlenker.

10.    Wie hat sich dein Alltag durch das Schreiben verändert?
Inzwischen schreibe ich ernsthaft und nicht, wie zu Beginn, aus Lust und Laune. Das heißt, wenn meine Gesundheit es zulässt, ist der Vormittag fürs Schreiben reserviert.

11.    Was machst du, wenn du nicht schreibst?
Neben den Haushaltspflichten bearbeite ich noch stundenweise Verwaltungsdinge für die Praxis meines Mannes. Außerdem gehe ich sehr gerne mit unserem Hund spazieren, schmökere mich durch Romane von Kollegen oder genieße schlicht die Stunden mit meinem Enkelsohn.

12.    Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?
Mein erster Roman war eine wichtige Bearbeitung meines Lebenslaufs, wie es ja bei vielen Debüts der Fall ist. Meine Mutter hat als Kind die russische Besetzung Ostpreußens und die anschließende Vertreibung durch die Polen erlebt. Damit habe ich mich damals intensiv auseinandergesetzt und es zu einem Roman verarbeitet. Inzwischen habe ich die Essenz daraus zu einer Erzählung „Luises Brief“ zusammengefasst.

13.    Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?
Was ist am Schreiben liebe? Den Flow. Es gibt nichts Besseres, das kann echt süchtig machen. Natürlich erlebe ich ihn nicht jeden Tag, aber wenn es so richtig rundläuft und ich mich mitten im Geschehen befindet, die Finger einfach so über die Tastatur fliegen, ohne, dass ich über mein Tun nachdenken muss – das ist einfach genial.
Vor einer leeren Seite sitzen und nicht zu wissen, wie es weitergeht, das gefällt mir nicht so sehr. Hier kommt die Disziplin ins Spiel: Trotzdem schreiben. Und übers Schreiben platzt meist der Knoten und plötzlich bin ich wieder drin.

14.    Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?
Mein Mann hat mich von Anfang an unterstützt, mich immer wieder motiviert, wenn ich der Meinung war, das wäre sowieso alles nur Mist, was ich zu Papier bringe. Sicher habe ich auch insofern Glück mit meiner besseren Hälfte, dass er selbst künstlerisch tätig ist (Bildhauerei). Deshalb kann er sehr gut nachvollziehen, warum ich manchmal geistig abwesend bin oder meinen Laptop immer mit mir herumschleppe.

15.    Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)
Ich lese gerne die Richtung, in der ich gerade schreibe: Liebesromane – gerne mit Spannungselementen oder Historisches.
Im historischen Bereich lese ich sehr gerne die Bücher von Rebecca Gablé oder auch Diana Gabaldon, Elisabeth Chadwick. Bei Liebesromanen mit Spannungselementen greife ich gerne zu Büchern von Nora Roberts, wobei sie auch viele Bücher geschrieben hat, die mir überhaupt nicht gefallen. Susan E. Phillips oder auch spannende Bücher wie von Sandra Brown gefallen mir gut. Auf jeden Fall brauche ich ein Happy End!

16.    Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)
Inzwischen wieder mehr als Privatperson. Es gab eine lange Phase, in der ich sehr aufs Handwerk geachtet und selbst viel gelernt habe, wobei der Lesegenuss natürlich zu kurz gekommen ist. Inzwischen lese ich nach wie vor kritisch, aber freue mich immer, wenn es der Autor schafft, mich wirklich in die Geschichte hineinzuziehen.

17.    Welches Buch hättest du gerne selber geschrieben?
Jeden Morgen kommt ein neuer Himmel von Lori Nelson Spielman

18.    Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?
Mich ärgern nur Kritiken, in denen es eigentlich gar nicht um meine Bücher geht sondern nur darum, etwas Negatives zu äußern. Konstruktive Kritik ist immer willkommen, schließlich kann ich davon nur profitieren. Und natürlich gibt es immer Leser, die ich mit meinen Büchern nicht erreichen konnte, die sich etwas anderes vorgestellt hatten, als sie das Buch kauften.
Der Höhepunkt der vernichtenden Kritiken sind zwei Ein-Sterne-Rezensionen von ein und derselben Verfasserin zu meinem Roman „Wind von Westen“. Mit ihr hatte ich Mailkontakt, der von freundlich in gehässig umschlug, woraus schließlich diese beiden Rezis hervorkamen. Inzwischen weiß ich, dass ich nicht die einzige Autorin bin, die von den Tiraden der Verfasserin heimgesucht wurde. Das sind Kritiken, die mich sehr ärgerlich machen, weil da jemand schlicht sein Mütchen kühlen will, es geht nicht um das Buch an sich.

19.    Was wird dein nächstes Projekt?
Mein dritter Zülpich – Roman. Der Arbeitstitel lautet: Sanftmut vor dem Sturm.
Josie Frings lässt sich nach vielen Jahren des Umherziehens endlich wieder in Zülpich nieder. Doch anstatt endlich ihre Träume zu verwirklichen, muss sie sich gegen einen Unbekannten behaupten, der sie aus der Stadt vertreiben will.

20.    Wo findet man dich im Internet?
https://cordulabroicher.wordpress.com
https://www.facebook.com/DieZeitdanach
https://plus.google.com/u/0/107112748219679345377/posts

Vielen Dank für die Antworten, Cordula und dir und allen Lesern wünschen wir einen großartigen Sommer.

About Florian Tietgen

... trat 1959 als jüngerer Zwilling seinen Bruder auf die Welt, bevor der Arzt entsetzt rief: "Huch da kommt ja noch einer." Seitdem verstecke ich mich erfolgreich in unterschiedlichen Berufen und habe seit 2003 verschiedene Geschichten und Bücher veröffentlicht. Vorwiegend schreibe ich für Jugendliche und Gesellschaftsromane.