Von Hermann Markau
Zur Vermarktung seiner literarischen Ergüsse tut ein Autor u.a. gut daran, in den sogenannten Social Networks einen Account einzurichten. – wie ich bei Facebook beispielsweise. Natürlich nicht zu plump agieren! Nicht alle Naslang den Link zu einer Leseprobe posten! Nicht immer irgendwelche Preisaktionen bekanntgeben. Man weiß mittlerweile, dass das – schönes Wort – kontraproduktiv sein kann. Nein: ist! Kontraproduktiv ist!
Aber worauf ich hinauswill – eigentlich – ist Folgendes: Es ist, als ob sich alle meine „Freunde“ gegen mich verschworen hätten, denn im anderen Fall, in dem Fall nämlich, dass die es nur nicht besser wüssten, müsste ich verzweifeln.
Folgendes also: Wie kann es sein, dass alle – na, von 2 oder 3 Ausnahmen abgesehen, ansonsten alle – die schöne Konjunktion „dass“ mit einem einzigen blöden, beknackten „s“ schreiben? Kann doch nur daran liegen, dass sie sich zusammengeschlossen haben, um mich zu ärgern, mich, von dem sie möglicherweise doch wissen, dass ich auf einigermaßen regelgerechte Schreibweise Wert lege. Der oben schon erwähnte andere Fall würde ja bedeuten, dass die Lehrer dieser Leute, die also aus der damaligen Grund-und-Hauptschulzeit und auch die Lehrer der weiterführenden Schulen, es allesamt nicht geschafft hätten, meinen „Freunden“ die entsprechende Regel zu vermitteln, die ja nun – offenes Geheimnis – kinderleicht ist, oder?
Gut also! Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Ist ja schon so lang her, dass man angefangen hat, mich mit dieser Unkenntnis bezüglich der Konjunktion „dass“ zu konfrontieren. Und fast glaube ich, die Hüter der deutschen Sprache befinden sich auf dem besten Wege, die falsche Schreibweise anzuerkennen. Man schaue sich nur an, was die Erfinder der „neuen“ Rechtschreibung vor einigen Jahren beispielsweise im Bereich des Getrenntschreibens von Wörtern für einen Blödsinn verzapft haben.
Aber neuer Ärger ist seit gar nicht langer Zeit im Anmarsch. Und zwar vorwiegend im mündlichen Sprachgebrauch. Wer hat diesen Leuten, die mich ärgern wollen, nur erzählt, dass sich mir die Fußnägel aufrollen, wenn ich meine schöne Konjunktion „weil“ so verhunzt höre? „Ich sehe heute nicht fern, weil da gibt´s heute nichts Ordentliches“ Warum wird nicht das schöne – und richtige – Wörtchen „denn“ benutzt, das bekanntlich einen Hauptsatz einleitet, der ja durch die Mittelstellung des Prädikats gekennzeichnet ist? „Ich sehe nicht fern, denn da gibt´s heute nichts Ordentliches.“ (Hauptsatz). Oder eben: „Ich sehe nicht fern, weil es heute nichts Ordentliches gibt.“ (Nebensatz)
Und jetzt kommt´s ganz dicke: Dieser „falsche“ Sprachgebrauch, was die Benutzung der Konjunktion „weil“ angeht, ist nach meinem Kenntnisstand bereits von den Sprachwächtern akzeptiert – zumindest als mögliche Sprechweise in der Umgangssprache.
Oder – eine nächste ungehörige Modeerscheinung: „Es gibt heute kein ordentliches Programm. Insofern sehe ich heute nicht fern.“ Das trifft doch nicht das, was gemeint ist. Gemeint ist: „Deshalb sehe ich nicht fern.“ Der Gebrauch des Wortes insofern beinhaltet doch immer eine Alternative, ein Hintertürchen, das man sich offenhält, und hat letztlich mit dem einfachen kausalen Zusammenhang von Ursache und Wirkung nichts zu tun. Ein Beispiel aus dem Duden: „Er war zur fraglichen Zeit verreist und kommt insofern als Täter nicht in Betracht“ Mir drängt sich bei sowas automatisch die Frage auf: „Insofern kommt er zwar nicht als Täter in Betracht. Aber inwiefern denn?“ Es gibt ja mindestens eine Alternative beim Gebrauch von „insofern“.
Wenn einige der Leser meiner Meinung wären, könnte ich mir als Reaktion ein „Genau!“ vorstellen, für heute mein letztes Beispiel für die Unzucht, die mit der deutschen Sprache getrieben wird:
„Und Sie haben also gestern gar nicht ferngesehen?“ – „Genau!“ Was wäre, wenn mir der Befragte mit „Ungenau“ antworten würde? Das müsste ja – als gegenteilige Antwort – ebenso denkbar sein. Und an solch einer Antwort wäre dann die Schwachsinnigkeit von „Genau!“ erkennbar.
Aber alle Welt spricht ja so. Ich auch. Genau.
Du hast vollkommen recht. Aber um alle Ungenauigkeiten der deutschen Sprache aufzuführen, reicht eine Kolumne wohl nicht aus, denn es gibt natürlich noch erheblich mehr, das für aufgestellte Nackenhaare sorgt.
Dazu kommt dann noch die Verfremdung der deutschen Sprache durch Infiltration verschiedenster Anglizismen. Was bleibt einem da noch, als sich still in die Ecke zu setzen und zu weinen?
Hallo, Divina
Da hast auch Du wiederum recht. Allerdings sehe ich diese Ungenauigkeiten nicht in der Sprache selbst, sondern bei denen, die mit ihr umgehen. Ich glaub´, ich werde im Laufe der Zeit noch die ein oder andere Kolumne mehr schreiben.