Von Birgit Kluger
Ok, du hast es geschrieben, dein erstes oder auch xtes Buch. Ein Manuskript, auf das du stolz bist und das der kommende Bestseller wird. Manche Sätze liest du immer und immer wieder, so gut sind sie. Du hast dein Manuskript noch nicht überarbeitet, aber du weißt schon jetzt, es ist perfekt!
Was also ist der nächste Schritt? Klar. Sende es an alle großen Verlage. Halte dich nicht mit den Kleinen auf, denn einen solchen Bestseller kann nur ein wirklich bekannter Verlag vermarkten.
Ich hoffe, du hast die Ironie in meinen Worten erkannt, denn das ist es, was du auf KEINEN Fall tun solltest. Du hast das Wort „Ende“ unter den letzten Satz gesetzt –oder auch nicht. Was jetzt dran ist, ist die grausame und oft qualvolle Phase des Testlesens. Suche dir Opfer, die dein Werk lesen und gnadenlos kritisieren. Das schließt in aller Regel deine Familie und deinen Freundeskreis aus, denn wer von deinen Lieben will dir schon sagen, dass du das langweiligste Werk seit der Erfindung des Buchdrucks geschrieben hast?
Falls du nicht schon in einer Autorengruppe bist, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, eine zu suchen. Am besten eine Gruppe, in der nicht nur Vollprofis ihre wertvollen Ratschläge geben, sondern Anfänger sich untereinander austauschen. Vielleicht findest du jemanden der bereit ist, dein Buch zu lesen, wenn du seines liest? Bevor du mit einer solchen Frage hineinplatzt, solltest du seit einer Weile Mitglied sein und nicht nur mitlesen, sondern an Diskussionen auch teilnehmen. Tausche dich mit anderen aus. Du wirst schnell merken, dass ein solcher Austausch das einsame Schriftstellerdasein enorm bereichert.
Wo findest du solche Autorengruppen?
Bei Facebook gibt es etliche. Gebe die Suchbegriffe „Autoren“ oder „Schreiben“ in das Suchfeld ein und auf geht’s. Aber nicht nur bei Facebook kann man fündig werden, im Internet gibt es etliche Schreibforen und Communitys, die tolle Orte sind, um sich auszutauschen, Probleme zu diskutieren oder sich gegenseitig zu helfen. Weiter unten findest du ein paar Links, die du sicherlich nicht nötig hast, denn als Autor ist Recherche deine zweite Natur.
Wenn du jemanden gefunden hast, der dein Manuskript liest, heißt es abwarten. Am liebsten hättest du das Feedback am nächsten Tag, aber so schnell wird es wohl nicht gehen. Lobeshymnen wären dir sehr willkommen, aber bringen dir nichts! Konstruktive Kritik bringt dich weiter, als die Worte „tolles Buch, habe nie etwas Besseres gelesen“. Ok, vielleicht hast du den kommenden Bestseller geschrieben, aber das ist bei dem ersten Buch eher selten. Und selbst Bestseller werden in der Regel x-mal überarbeitet bevor sie das Licht der Welt erblicken. Margaret Mitchell hat nur schlappe zehn Jahre an „Vom Winde verweht“ gearbeitet.
Wie mit der Kritik umgehen?
Ok, du hast das sehnsüchtig erwartete Feedback und es ist nicht so ausgefallen, wie du erwartet hast. Jemand hat tatsächlich kein Werk kritisiert? Freue dich, denn jetzt kann es losgehen mit dem Überarbeiten. Nach Stephen King ist es am besten, wenn du deinen Roman sechs Wochen nicht mehr angesehen hast, denn jetzt kannst du mit frischem Blick die Stellen begutachten, die dein Testleser als nicht gut genug befand.
Natürlich liegt die Entscheidung, ob und was du änderst an dir. Du bist der Autor, der kleine „Gott“ der bestimmt was geschehen soll oder was nicht, in deiner Erzählung. Trotzdem solltest du für Kritik offen sein und versuchen, so objektiv wie möglich festzustellen, ob dein Testleser recht hat.
Nur eines ist fast 100%ig sicher: Eine Überarbeitung ist notwendig. Es gibt kaum Autoren, die eine erste Version schreiben, die reif für die Veröffentlichung ist. Also ran ans Werk mit kritischem Blick, Rotstift und der Vorfreude, dass alles, was du tust letztendlich dazu dient dein Buch zu einem Besseren zu machen, als es jetzt schon ist.
Links zu Autorenforen und Communitys:
Das Literaturcafé (https://www.literaturcafe.de): Angeblich eine der weltbesten Seiten im Internet, bietet das Literaturcafé eine gute Sammlung an Informationen und Artikeln rund um die Themen „Buch“ und „Schreiben“. Toll ist die Textkritik! Autoren können ihr Gedicht oder ihre Kurzgeschichte einreichen und kritisieren lassen. Mehr dazu hier: https://www.literaturcafe.de/textkritik-texteinsendung/
Montségur Autorenforum (https://autorenforum.montsegur.de) : Das Montségur ist etwas exklusiver, denn nicht jeder Autor kann hier Mitglied werden. Mitgliedsgesuche werden individuell geprüft. Wer es nicht in den „inner Circle“ schafft, findet im öffentlichen Bereich eine wahre Fundgrube an Informationen.
Autorenforum.de (https://www.autorenforum.de/): Der kostenlose Newsletter mit Tipps und Tricks rund um das Thema Schreiben kann hier abonniert werden.
Tintenzirkel (https://forum.tintenzirkel.de/): Ein Autorenforum, das sich auf Fantasyschreiber spezialisiert hat. Definitiv einen Besuch wert, wenn ihr euch in diesem Genre bewegt.