Von Simone Keil
Ein Buch auszubrüten ist wie Schwangersein, nur anders, aber sehr ähnlich und eigentlich genauso. Nachdem es ein hartnäckiges und langlebiges Ideenspermium bis ins Gehirn geschafft hat, sucht es sich dort eine willige, empfängnisbereite Hirnwindung und nistet sich ein. Manchmal nistet es sich auch ein, wenn die betreffende Hirnwindung nicht empfängnisbereit ist.
„Keinmärchen“ war eine dieser ungewollten Schwangerschaften. Aber ich liebte es trotzdem und ich liebe es immer noch. Ich liebe es, weil die Figuren vom ersten Buchstaben an lebten und völlig selbstständig ihre Geschichte erzählten. Sowas Verrücktes hätte ich mir auch niemals ausdenken können.
Allerdings war ich mit dieser totalen Verselbstständigung auch etwas überfordert und habe bei diesem Projekt ziemlich oft gezweifelt. Wird das jemand lesen wollen? Ist es nicht viel zu abgedreht? Versteht man überhaupt, worum es geht?
Und an der Stelle kam die erste Qindie-Unterstützung ins Spiel. Einige Mitglieder des Kernteams gehören auch zu meinen besten FreundInnen und die habe ich dazu verdonnert, die Geschichte testzulesen (Nochmal danke dafür, Susanne, Jürgen, Marny :)), bereits als sie sich noch in der Entstehungsphase befand. Das ist etwas, das ich normalerweise sehr, sehr ungern mache: Jemanden in ein Work in Progress reinlesen zu lassen.
Ich denke, die meisten Autoren können das nachvollziehen. Ein unfertiges Projekt aus der Hand zu geben, hat ein bisschen was von Nackt-auf-dem-Marktplatz-tanzen. Und wer will das schon?
Aber das Nackttanzen hat sich gelohnt. Dadurch bekam ich den nötigen Anschub, um weiterzuschreiben. Und auch die Sicherheit, dass gerade meine Unsicherheitsfaktoren das Beste an dem Roman sind. Gerade diese lebendige und völlig selbstständig agierende Figur ist das, was den Roman ausmacht. Erin (das ist die Hauptfigur) hat Dinge von sich preisgegeben, die ich mir niemals hätte ausdenken können. Man könnte sagen, auch er hat sich ausgezogen – manchmal so weit, dass er nicht einmal mehr Haut am Körper trug.
Das war eine unglaublich intensive Erfahrung, so tief hat mich noch keine andere Figur in ihr Seelenleben eintauchen lassen. Das sind die Momente, in denen mir bewusst wird, warum ich Autorin bin und nichts anderes sein möchte.
Natürlich kam auch irgendwann der obligatorische Hänger. Ein gewaltiger Hänger diesmal, bei dem ich kurz davorstand, den ganzen Roman in den Mülleimer zu werfen. Aber auch da war es wieder ein Qindie – bzw. eine Qindie –, die mich über den Hänger geschubst hat. Eine Außenstehende hat einfach einen viel besseren Überblick als jemand, der sich mittendrin befindet. Alle schier unlösbaren Probleme, die ich in der Handlung ausgemacht hatte, waren nur ein Fliegenschiss, der leicht wegzuwischen war.
Sicher spielte auch die Erfahrung von Susanne (meine Hängerüberwindungshelferin :)) eine große Rolle, sie hat einfach einen wahnsinnig guten Blick für Geschichten – Handlungslöcher, Logikfehler usw.
Ich glaube immer noch, dass ich das Projekt ohne die Unterstützung vielleicht tatsächlich weggeworfen hätte. Vielleicht auch nicht. Aber eins ist sicher: Ohne die Hilfe meiner Freunde wäre das Baby um einiges schwerer herauszupressen gewesen. Natürlich atmet man auch während einer Geburt ganz instinktiv, aber man fühlt sich wesentlich sicherer, wenn jemand da ist, der einem sagt, dass man es gut macht, oder einen beruhigt, wenn man zu hyperventilieren anfängt.
Aber damit war die Qindie-Hilfe noch nicht beendet. Ich bekam noch ein prima Korrektorat als Zugabe obendrauf und Jacqueline Spieweg hat dem Keinmärchen ein tolles Cover verpasst, mit dem ich total glücklich bin. Es passt einfach großartig zur Geschichte. Natürlich habe ich mich vorher selbst als Covergestalterin versucht, aber es gibt schon einen guten Grund, warum man das Profis überlassen sollte. Die Buchtrailer habe ich selbst gemacht, Regina Mengel hat mir für einen davon ihre Stimme geliehen, und bei der Konvertierung zum eBook durfte ich ebenfalls wieder auf Hilfe aus dem Q-Pool zurückgreifen.
Dieses „unterstützte Schreiben“ war eine tolle Erfahrung und der Beweis dafür, wie gut Synergien funktionieren können. Ich habe wirklich ziemlich viel Glück, so gute Freunde und Qindie zu haben und das weiß ich sehr zu schätzen.
Jetzt habe ich das Keinmärchen als eBook und Taschenbuch in die Welt hinausgeschickt, ihm noch eine Facebookseite gegönnt und bin wahnsinnig stolz und immer noch verliebt wie am ersten Tag.