Meine erste Blogtour

Von Horus W. Odenthal

Mein erster Kindergartentag. Mein erster Schultag. Mein erster Kuss. Mein erstes Mal. Mein erstes Buch …

Jetzt also auch meine erste Blogtour.

Natürlich habe ich gewusst, was eine Blogtour ist, habe anderen Autorenkollegen dabei schon aus der Ferne zugeschaut. Zeit ist ein hohes Gut, wenn man schreibt und auch noch eine Familie mitzumanagen hat. Allzu genau habe ich nicht hingeblickt.) Ich habe auch schon selber mit einer Blogtour geliebäugelt, irgendwann … man muss sich vorher halt mal informieren.

Odenthal BlogtourUnd dann kam dieser Morgen, wo irgendjemand auf Facebook etwas über den Deutschen Phantastik Preis schrieb. Aha, Nominierungen, Vorrunde ist also schon durch, dachte ich mit meinem noch nicht ganz aus dem Stand-By auf Tagesfunktion warmgelaufenen Hirn. Ich gehe also auf die Liste der Nominierungen und finde dort einen mir bekannten Romantitel unter „Bestes deutschsprachiges Romandebüt“. Und gleich noch mal unter „Beste Serie“. Besagtes Hirn brauchte einige Zeit, um zu verarbeiten, dass mir der Romantitel deshalb so bekannt vorkam, weil ich ihn für meine Roman-Trilogie „Ninragon“ gewählt hatte.

Nach der Erkenntnis folgte der Freudentaumel. Freude vermischt mit Erstaunen, dass mit meinem Roman ein Indie, ein freier selbstbestimmter Autor für diesen renommierten Preis nominiert war. Das ist ein Zeichen, dass sich endlich der Wind dreht, dass der Buchmarkt in Bewegung gerät und Indies wahrgenommen werden. Ein weiteres Zeichen, dass das, wofür Qindie eintritt, Widerhall findet: eine Stärkung der Position freier, selbstbestimmter Autoren. Wenig später kam der Entschluss, zu diesem Anlass eine Blogtour zu machen.

Da war sie also. Eher auf kurz als auf lang war ich mittendrin in den Vorbereitungen.

Blogger anschreiben. Mehr Blogger anschreiben. Noch mehr Blogger anschreiben.

Absagen erhalten. Aus Zeitgründen. (Klar, kann man verstehen, haben viel zu tun, ist auch etwas knapp und ist gerade Ferienzeit.) Neue Absagen erhalten. Seufz, erikativierte ich. (siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Erika_Fuchs) Endlich die erste Zusage erhalten. Und noch eine.

Innerhalb der nächsten drei Tage kristallisierte sich eine Reihe von kreativen Leuten heraus, die Partner bei meiner geplanten Blogtour sein wollten.

Um es analog zu Karl Valentin zu sagen: Eine Blogtour ist schön, macht aber viel Arbeit.

Beim Finden der Themen halfen mir armen unbeschriebenen Blogtour-Blatt meine tollen Qindie-Kollegen, allen voran Marny Leifers, die mit einer Liste guter und origineller Themen aushalf. Einen Zeitraum festlegen, in dem einerseits die meisten der beteiligten Blogger können, der andererseits aber auch das alles für mich praktisch und machbar ist, erforderte einiges an Arbeit und Koordinationsvermögen. Umstricken, schieben, nachfragen.

Wobei alle Blogger sich wirklich großartig bemühten, sich hilfreich einzubringen.

Als Autor ist man gewohnt, die meisten Probleme, die während des Schreibprozesses auftauchen, mit sich selber abzumachen. Meine Arbeit für Qindie hatte mich schon einigermaßen auf die Arbeit mit vielen Individuen vorbereitet. Dennoch war alles ein großer Aufwand, den ich zu Anfang vielleicht etwas unterschätzt hatte. Puh!

Als diese vorbereitenden Arbeiten dann endlich erledigt waren trudelten irgendwann die ersten Fragen ein, und die eigentliche Arbeit der Blogtour begann.

Ich habe selten in meinem Leben so viele Fragen hintereinander beantwortet. Und das zu sagen bedeutet viel für einen Vater von Zwillingstöchtern. Ich habe viel geschrieben in der Zeit. Nicht an meiner neuen Geschichte, sondern an den Erläuterungen zu einer alten. Wobei ich mich zuweilen erst einmal wieder in diese Zeit hineinfühlen musste, die ja nun eine Weile zurücklag, um alle aufkommenden Nachfragen gewissenhaft und korrekt beantworten zu können. Einige der beteiligten Blogger waren etwas erstaunt über die Mühe, die ich mir gemacht hatte. Das hat wiederum mich erstaunt. Ich habe die Fragen beantwortet. Ich bin nicht der Kinski-Typ, der sich betont wortkarg gegenüber dem Befrager zeigt. Meine Auskunft fällt immer so aus, dass ich den Punkt als ausreichend geklärt betrachten kann. Ich mache etwas richtig oder gar nicht. Bei manchen Fragen musste ich mich regelrecht stoppen, weil ich wusste, dazu war noch so viel mehr zu sagen, aber das hätte das Fassungsvermögen des Lesers überfordert.

Ich habe sehr viel geschrieben und meine Bloggerpartner haben die Beiträge, die aufgrund ihrer kreativen Fragen entstanden sind, äußerst ansprechend aufbereitet. Das Figuren-Interview mit Auric und Jag hat mir besonders viel Spaß gemacht. Einerseits konnte ich da einmal richtig loslassen und wieder meiner Phantasie nachgeben, andererseits war es wie ein schönes Wiedersehen mit alten Bekannten. Dabei habe ich gemerkt, wie stark diese beiden Charaktere sich in mir ausgeformt haben. Ich musste beinahe gar nichts tun. Auric Torarea Morante, genannt der Schwarze und Jag „Dein-Scheiß-Tod“ Varndreit haben das Interview alleine bestritten; alles floss einfach so ohne mein Zutun heraus.

Ich war erstaunt, wie viel Ira Krissel allein aus dem ersten Band herausgelesen hat (und wusste, wie erstaunt sie sein wird, wenn sie die restlichen beiden Bände gelesen hat). Ich bin mit großem Interesse den essayistischen Ansatz auf Literatur-Diskussionen gefolgt. Zu dem Thema fiktiver Welten in phantastischen Genres wäre noch so viel mehr zu diskutieren als in einem kleinen Blogbeitrag möglich ist; vielleicht werden wir das miteinander und mit weiteren Teilnehmern an anderer Stelle fortführen.

Alles in allem ist es nicht nur eine Aneinanderreihung von Stationen geworden sondern ein rundes Paket, das eine Fülle an Informationen zur Welt rund um „Ninragon“ bietet. Das befriedigt mich am meisten. Die Blogtour als Gesamtwerk – ich sehe das in meiner Bilanz als gelungen an.

Aber der Leser mögen hier bitte für sich selber urteilen.

Einen Überblick, für alle, die nachlesen wollen, über alle Stationen der Blogtour findet man auf der letzten Station: fantasybuch.de und auf meinem Blog „The Range – Die unendliche Weite der Worte“.

Am Schluss steht natürlich noch einmal die Bitte an alle, die „Ninragon“ als (Q)Indie-Publikation beim Deutschen Phantastik Preis unterstützen wollen, auf den letzten Metern noch für dieses Werk abzustimmen.

Die letzte Abstimmungswoche hat begonnen und jede Stimme zählt! Abgestimmt werden kann bis zum 28. Juli.

Unterstützt „Ninragon“ und helft mit ein Zeichen zu setzen für freie, selbstbestimmte Autoren.

deutscher-phantastik-preis_2013_abstimmung